Kant: AA VII, Anthropologie in pragmatischer ... , Seite 182

   
         
 

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  01 aber es ist doch besser auch nur den Schein von dem Besitz dieses die    
  02 Menschheit veredelnden Guts für sich zu haben, als sich desselben handgreiflich    
  03 beraubt zu fühlen.    
         
  04

Von dem Vermögen der Vergegenwärtigung des

[ entsprechender Abschnitt in den Reflexionen zur Antropologie (AA XV, 145)]    
  05

Vergangenen und Künftigen durch die Einbildungskraft.

   
         
  06 § 34. Das Vermögen sich vorsetzlich das Vergangene zu vergegenwärtigen    
  07 ist das Erinnerungsvermögen und das Vermögen sich    
  08 etwas als künftig vorzustellen das Vorhersehungsvermögen. Beide    
  09 gründen sich, sofern sie sinnlich sind, auf die Association der Vorstellungen    
  10 des vergangenen und künftigen Zustandes des Subjects mit dem    
  11 gegenwärtigen, und obgleich nicht selbst Wahrnehmungen, dienen sie zur    
  12 Verknüpfung der Wahrnehmungen in der Zeit, das, was nicht mehr ist,    
  13 mit dem, was noch nicht ist, durch das, was gegenwärtig ist, in einer    
  14 zusammenhängenden Erfahrung zu verknüpfen. Sie heißen Erinnerungs    
  15 und Divinationsvermögen der Respicienz und Prospicienz    
  16 (wenn man sich diese Ausdrücke erlauben darf), da man sich seiner Vorstellungen    
  17 als solcher, die im vergangenen oder künftigen Zustande anzutreffen    
  18 wären, bewußt ist.    
         
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A.

[ entsprechender Abschnitt in den Reflexionen zur Antropologie (AA XV, 146)]    
  20

Vom Gedächtniß.

   
         
  21 Das Gedächtniß ist von der blos reproductiven Einbildungskraft    
  22 darin unterschieden, daß es die vormalige Vorstellung willkürlich zu    
  23 reproduciren vermögend, das Gemüth also nicht ein bloßes Spiel von    
  24 jener ist. Phantasie, d. i. schöpferische Einbildungskraft, muß sich nicht    
  25 darein mischen, denn dadurch würde das Gedächtniß untreu. - Etwas    
  26 bald ins Gedächtniß fassen, sich leicht worauf besinnen und es lange    
  27 behalten, sind die formalen Vollkommenheiten des Gedächtnisses. Diese    
  28 Eigenschaften sind aber nur selten beisammen. Wenn jemand glaubt etwas    
  29 im Gedächtniß zu haben, aber es nicht zum Bewußtsein bringen kann, so    
  30 sagt er, er könne es nicht entsinnen (nicht sich entsinnen; denn das bedeutet    
  31 so viel, als sich sinnlos machen). Die Bemühung hiebei ist, wenn    
  32 man doch darauf bestrebt ist, sehr kopfangreifend, und man thut am besten,    
  33 daß man sich eine Weile durch andere Gedanken zerstreut und von Zeit zu    
         
     

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