Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 375

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 wozu man aber, wenn ein solches Product ein Naturproduct sein      
  02 soll, organisirte Materie als Werkzeug jener Seele entweder schon voraussetzt      
  03 und jene also nicht im mindesten begreiflicher macht, oder die      
  04 Seele zur Künstlerin dieses Bauwerks machen und so das Product der      
  05 Natur (der körperlichen) entziehen muß. Genau zu reden, hat also die      
  06 Organisation der Natur nichts Analogisches mit irgend einer Causalität,      
  07 die wir kennen*.. Schönheit der Natur, weil sie den Gegenständen nur in      
  08 Beziehung auf die Reflexion über die äußere Anschauung derselben,      
  09 mithin nur der Form der Oberfläche wegen beigelegt wird, kann mit      
  10 Recht ein Analogon der Kunst genannt werden. Aber innere Naturvollkommenheit,      
  11 wie sie diejenigen Dinge besitzen, welche nur als      
  12 Naturzwecke möglich sind und darum organisirte Wesen heißen, ist nach      
  13 keiner Analogie irgend eines uns bekannten physischen, d. i. Naturvermögens,      
  14 ja, da wir selbst zur Natur im weitesten Verstande gehören, selbst      
  15 nicht einmal durch eine genau angemessene Analogie mit menschlicher      
  16 Kunst denkbar und erklärlich.      
           
  17 Der Begriff eines Dinges, als an sich Naturzwecks, ist also kein      
  18 constitutiver Begriff des Verstandes oder der Vernunft, kann aber doch      
  19 ein regulativer Begriff für die reflectirende Urtheilskraft sein, nach einer      
  20 entfernten Analogie mit unserer Causalität nach Zwecken überhaupt die      
  21 Nachforschung über Gegenstände dieser Art zu leiten und über ihren      
  22 obersten Grund nachzudenken; das letztere zwar nicht zum Behuf der      
  23 Kenntniß der Natur, oder jenes Urgrundes derselben, sondern vielmehr      
  24 eben desselben praktischen Vernunftvermögens in uns, mit welchem wir      
  25 die Ursache jener Zweckmäßigkeit in Analogie betrachteten.      
           
  26 Organisirte Wesen sind also die einzigen in der Natur, welche, wenn      
  27 man sie auch für sich und ohne ein Verhältniß auf andere Dinge betrachtet,      
  28 doch nur als Zwecke derselben möglich gedacht werden müssen, und      
           
    *) Man kann umgekehrt einer gewissen Verbindung, die aber auch mehr in der Idee als in der Wirklichkeit angetroffen wird, durch eine Analogie mit den genannten unmittelbaren Naturzwecken Licht geben. So hat man sich bei einer neuerlich unternommenen gänzlichen Umbildung eines großen Volks zu einem Staat des Worts Organisation häufig für Einrichtung der Magistraturen usw. und selbst des ganzen Staatskörpers sehr schicklich bedient. Denn jedes Glied soll freilich in einem solchen Ganzen nicht bloß Mittel, sondern zugleich auch Zweck und, indem es zu der Möglichkeit des Ganzen mitwirkt, durch die Idee des Ganzen wiederum seiner Stelle und Function nach bestimmt sein.      
           
     

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