Kant: AA V, Kritik der praktischen ... , Seite 090 |
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| 01 | Grundsätze a priori anfangen. Von da konnte sie allein zu | ||||||
| 02 | Begriffen der Gegenstände einer praktischen Vernunft, nämlich denen | ||||||
| 03 | des schlechthin Guten und Bösen, fortgehen, um sie jenen Grundsätzen gemäß | ||||||
| 04 | allererst zu geben (denn diese sind vor jenen Principien als Gutes | ||||||
| 05 | und Böses durch gar kein Erkenntnißvermögen zu geben möglich), und | ||||||
| 06 | nur alsdann konnte allererst das letzte Hauptstück, nämlich das von dem | ||||||
| 07 | Verhältnisse der reinen praktischen Vernunft zur Sinnlichkeit und ihrem | ||||||
| 08 | nothwendigen, a priori zu erkennenden Einflusse auf dieselbe, d. i. vom | ||||||
| 09 | moralischen Gefühle, den Theil beschließen. So theilte denn die Analytik | ||||||
| 10 | der praktischen reinen Vernunft ganz analogisch mit der theoretischen | ||||||
| 11 | den ganzen Umfang aller Bedingungen ihres Gebrauchs, aber in umgekehrter | ||||||
| 12 | Ordnung. Die Analytik der theoretischen reinen Vernunft wurde | ||||||
| 13 | in transscendentale Ästhetik und transscendentale Logik eingetheilt, die | ||||||
| 14 | der praktischen umgekehrt in Logik und Ästhetik der reinen praktischen | ||||||
| 15 | Vernunft (wenn es mir erlaubt ist, diese sonst gar nicht angemessene Benennungen | ||||||
| 16 | blos der Analogie wegen hier zu gebrauchen), die Logik wiederum | ||||||
| 17 | dort in die Analytik der Begriffe und die der Grundsätze, hier in | ||||||
| 18 | die der Grundsätze und Begriffe. Die Ästhetik hatte dort noch zwei Theile | ||||||
| 19 | wegen der doppelten Art einer sinnlichen Anschauung; hier wird die Sinnlichkeit | ||||||
| 20 | gar nicht als Anschauungsfähigkeit, sondern blos als Gefühl (das | ||||||
| 21 | ein subjectiver Grund des Begehrens sein kann) betrachtet, und in Ansehung | ||||||
| 22 | dessen verstattet die reine praktische Vernunft keine weitere Eintheilung. | ||||||
| 24 | Auch daß diese Eintheilung in zwei Theile mit deren Unterabtheilung | ||||||
| 25 | nicht wirklich (so wie man wohl im Anfange durch das Beispiel der ersteren | ||||||
| 26 | verleitet werden konnte, zu versuchen) hier vorgenommen wurde, davon | ||||||
| 27 | läßt sich auch der Grund gar wohl einsehen. Denn weil es reine Vernunft | ||||||
| 28 | ist, die hier in ihrem praktischen Gebrauche, mithin von Grundsätzen | ||||||
| 29 | a priori und nicht von empirischen Bestimmungsgründen ausgehend | ||||||
| 30 | betrachtet wird: so wird die Eintheilung der Analytik der reinen praktischen | ||||||
| 31 | Vernunft der eines Vernunftschlusses ähnlich ausfallen müssen, | ||||||
| 32 | nämlich vom Allgemeinen im Obersatze (dem moralischen Princip) | ||||||
| 33 | durch eine im Untersatze vorgenommene Subsumtion möglicher Handlungen | ||||||
| 34 | (als guter oder böser) unter jenen zu dem Schlußsatze, nämlich | ||||||
| 35 | der subjectiven Willensbestimmung (einem Interesse an dem praktisch | ||||||
| 36 | möglichen Guten und der darauf gegründeten Maxime), fortgehend. | ||||||
| 37 | Demjenigen, der sich von den in der Analytik vorkommenden Sätzen hat | ||||||
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