Kant: AA IV, Metaphysische Anfangsgründe ... , Seite 558

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Mittelpunkt (mithin auch die Achsendrehung der Erde) selbst im leeren      
  02 Raume, also ohne alle durch Erfahrung mögliche Vergleichung mit dem äußeren      
  03 Raume, dennoch vermittelst der Erfahrung könne erkannt werden, daß also eine      
  04 Bewegung, die eine Veränderung der äußeren Verhältnisse im Raume ist, empirisch      
  05 gegeben werden könne, obgleich dieser Raum selbst nicht empirisch gegeben und kein      
  06 Gegenstand der Erfahrung ist, welches Paradoxon aufgelöset zu werden verdient.      
           
  07
Lehrsatz 3.
     
           
  08 In jeder Bewegung eines Körpers, wodurch er in Ansehung      
  09 eines anderen bewegend ist, ist eine entgegengesetzte gleiche Bewegung      
  10 des letzteren nothwendig.      
           
  11
Beweis.
     
           
  12 Nach dem dritten Gesetze der Mechanik (Lehrs. 4) ist die Mittheilung      
  13 der Bewegung der Körper nur durch die Gemeinschaft ihrer ursprünglich      
  14 bewegenden Kräfte und diese nur durch beiderseitige entgegengesetzte und      
  15 gleiche Bewegung möglich. Die Bewegung beider ist also wirklich. Da      
  16 aber die Wirklichkeit dieser Bewegung nicht (wie im zweiten Lehrsatze) auf      
  17 dem Einflusse äußerer Kräfte beruht, sondern aus dem Begriffe der Relation      
  18 des Bewegten im Raume zu jedem anderen dadurch Beweglichen      
  19 unmittelbar und unvermeidlich folgt, so ist die Bewegung des letzteren      
  20 nothwendig.      
           
  21
Anmerkung.
     
           
  22 Dieser Lehrsatz bestimmt die Modalität der Bewegung in Ansehung der      
  23 Mechanik. - Daß übrigens diese drei Lehrsätze die Bewegung der Materie in Ansehung      
  24 ihrer Möglichkeit, Wirklichkeit und Nothwendigkeit, mithin in      
  25 Ansehung aller drei Kategorien der Modalität bestimmen, fällt von selbst in die      
  26 Augen.      
           
  27
Allgemeine Anmerkung
     
  28
zur
     
  29
Phänomenologie.
     
           
  30 Es zeigen sich also hier drei Begriffe, deren Gebrauch in der allgemeinen      
  31 Naturwissenschaft unvermeidlich, deren genaue Bestimmung um deswillen nothwendig,      
  32 obgleich eben nicht so leicht und faßlich ist, nämlich der Begriff der Bewegung      
           
     

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