Kant: AA IV, Grundlegung zur Metaphysik der ... , Seite 460 |
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| 01 | machen, welches der Mensch an moralischen Gesetzen nehmen könne, einerlei; | ||||||
| 02 | und gleichwohl nimmt er wirklich daran ein Interesse, wozu wir die | ||||||
| 03 | Grundlage in uns das moralische Gefühl nennen, welches fälschlich für | ||||||
| 04 | das Richtmaß unserer sittlichen Beurtheilung von einigen ausgegeben | ||||||
| 05 | worden, da es vielmehr als die subjective Wirkung, die das Gesetz auf | ||||||
| 06 | den Willen ausübt, angesehen werden muß, wozu Vernunft allein die objectiven | ||||||
| 07 | Gründe hergiebt. | ||||||
| 08 | Um das zu wollen, wozu die Vernunft allein dem sinnlich=afficirten | ||||||
| 09 | vernünftigen Wesen das Sollen vorschreibt, dazu gehört freilich ein Vermögen | ||||||
| 10 | der Vernunft, ein Gefühl der Lust oder des Wohlgefallens an | ||||||
| 11 | der Erfüllung der Pflicht einzuflößen, mithin eine Causalität derselben, | ||||||
| 12 | die Sinnlichkeit ihren Principien gemäß zu bestimmen. Es ist aber gänzlich | ||||||
| 13 | unmöglich, einzusehen, d. i. a priori begreiflich zu machen, wie ein | ||||||
| 14 | bloßer Gedanke, der selbst nichts Sinnliches in sich enthält, eine Empfindung | ||||||
| 15 | der Lust oder Unlust hervorbringe; denn das ist eine besondere Art | ||||||
| 16 | von Causalität, von der wie von aller Causalität wir gar nichts a priori | ||||||
| 17 | bestimmen können, sondern darum allein die Erfahrung befragen müssen. | ||||||
| 18 | Da diese aber kein Verhältniß der Ursache zur Wirkung, als zwischen | ||||||
| 19 | zwei Gegenständen der Erfahrung an die Hand geben kann, hier aber reine | ||||||
| 20 | Vernunft durch bloße Ideen (die gar keinen Gegenstand für Erfahrung | ||||||
| 21 | abgeben) die Ursache von einer Wirkung, die freilich in der Erfahrung | ||||||
| 22 | liegt, sein soll, so ist die Erklärung, wie und warum uns die Allgemeinheit | ||||||
| 23 | der Maxime als Gesetzes, mithin die Sittlichkeit interessire, | ||||||
| 24 | uns Menschen gänzlich unmöglich. So viel ist nur Gewiß: daß es nicht | ||||||
| 25 | darum für uns Gültigkeit hat, weil es interessirt (denn das ist Heteronomie | ||||||
| 26 | und Abhängigkeit der praktischen Vernunft von Sinnlichkeit, nämlich | ||||||
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