Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 121 |
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| 01 | a priori gar nicht vorgestellt werden (z. B. Farben, Geschmack etc.). Aber | ||||||
| 02 | das Reale, was den Empfindungen überhaupt correspondirt, im Gegensatz | ||||||
| 03 | mit der Negation = 0 stellt nur Etwas vor, dessen Begriff an sich ein | ||||||
| 04 | Sein enthält, und bedeutet nichts als die Synthesis in einem empirischen | ||||||
| 05 | Bewußtsein überhaupt. In dem innern Sinn nämlich kann das empirische | ||||||
| 06 | Bewußtsein von 0 bis zu jedem größern Grade erhöht werden, so daß | ||||||
| 07 | eben dieselbe extensive Größe der Anschauung (z. B. erleuchtete Fläche) so | ||||||
| 08 | große Empfindung erregt, als ein Aggregat von vielem andern (minder | ||||||
| 09 | Erleuchteten) zusammen. Man kann also von der extensiven Größe der | ||||||
| 10 | Erscheinung gänzlich abstrahiren und sich doch an der bloßen Empfindung | ||||||
| 11 | in einem Moment eine Synthesis der gleichförmigen Steigerung von 0 | ||||||
| 12 | bis zu dem gegebenen empirischen Bewußtsein vorstellen. Alle Empfindungen | ||||||
| 13 | werden daher als solche zwar nur a posteriori gegeben, aber die | ||||||
| 14 | Eigenschaft derselben, daß sie einen Grad haben, kann a priori erkannt | ||||||
| 15 | werden. Es ist merkwürdig, daß wir an Größen überhaupt a priori nur | ||||||
| 16 | eine einzige Qualität, nämlich die Continuität, an aller Qualität aber | ||||||
| 17 | (dem Realen der Erscheinungen) nichts weiter a priori als die intensive | ||||||
| 18 | Qualität derselben, nämlich daß sie einen Grad haben, erkennen können, | ||||||
| 19 | alles übrige bleibt der Erfahrung überlassen. | ||||||
| 20 | 3. |
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| 21 | Die Analogien der Erfahrung. |
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| 22 | Der allgemeine Grundsatz derselben ist: Alle Erscheinungen stehen | ||||||
| 23 | ihrem Dasein nach a priori unter Regeln der Bestimmung ihres Verhältnisses | ||||||
| 24 | unter einander in einer Zeit. | ||||||
| 25 | Die drei modi der Zeit sind Beharrlichkeit, Folge und Zugleichsein. | ||||||
| 26 | Daher werden drei Regeln aller Zeitverhältnisse der Erscheinungen, | ||||||
| 27 | wornach jeder ihr Dasein in Ansehung der Einheit aller Zeit bestimmt | ||||||
| 28 | werden kann, vor aller Erfahrung vorangehen und diese allererst möglich | ||||||
| 29 | machen. | ||||||
| 30 | Der allgemeine Grundsatz aller drei Analogien beruht auf der nothwendigen | ||||||
| 31 | Einheit der Apperception in Ansehung alles möglichen empirischen | ||||||
| 32 | Bewußtseins (der Wahrnehmung) zu jeder Zeit, folglich, da | ||||||
| 33 | jene a priori zum Grunde liegt, auf der synthetischen Einheit aller Erscheinungen | ||||||
| 34 | nach ihrem Verhältnisse in der Zeit. Denn die ursprüngliche | ||||||
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