Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 124

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Anschauung des Mannigfaltigen in mir, wodurch ich diesen Gedanken      
  02 bestimme; und ich existire als Intelligenz, die sich lediglich ihres Verbindungsvermögens      
  03 bewußt ist, in Ansehung des Mannigfaltigen aber,      
  04 das sie verbinden soll, einer einschränkenden Bedingung, die sie den inneren      
  05 Sinn nennt, unterworfen, jene Verbindung nur nach Zeitverhältnissen,      
  06 welche ganz außerhalb den eigentlichen Verstandesbegriffen liegen, anschaulich      
  07 zu machen, und sich daher selbst doch nur erkennen kann, wie sie      
  08 in Absicht auf eine Anschauung (die nicht intellectuell und durch den Verstand      
  09 selbst gegeben sein kann) ihr selbst bloß erscheint, nicht wie sie sich      
  10 erkennen würde, wenn ihre Anschauung intellectuell wäre.      
           
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§ 26.
     
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Transscendentale Deduction des allgemein möglichen
     
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Erfahrungsgebrauchs der reinen Verstandesbegriffe.
     
           
  14 In der metaphysischen Deduction wurde der Ursprung der Kategorien      
  15 a priori überhaupt durch ihre völlige Zusammentreffung mit den      
  16 allgemeinen logischen Functionen des Denkens dargethan, in der transscendentalen      
  17 aber die Möglichkeit derselben als Erkenntnisse a priori      
  18 von Gegenständen einer Anschauung überhaupt (§ 20, 21) dargestellt.      
  19 Jetzt soll die Möglichkeit, durch Kategorien die Gegenstände, die nur      
  20 immer unseren Sinnen vorkommen mögen, und zwar nicht der      
  21 Form ihrer Anschauung, sondern den Gesetzen ihrer Verbindung nach      
  22 a priori zu erkennen, also der Natur gleichsam das Gesetz vorzuschreiben      
  23 und sie sogar möglich zu machen, erklärt werden. Denn ohne diese ihre      
  24 Tauglichkeit würde nicht erhellen, wie alles, was unseren Sinnen nur vorkommen      
  25 mag, unter den Gesetzen stehen müsse, die a priori aus dem Verstande      
  26 allein entspringen.      
           
  27 Zuvörderst merke ich an, daß ich unter der Synthesis der Apprehension      
  28 die Zusammensetzung des Mannigfaltigen in einer empirischen      
  29 Anschauung verstehe, dadurch Wahrnehmung, d. i. empirisches Bewußtsein      
  30 derselben (als Erscheinung), möglich wird.      
           
  31 Wir haben Formen der äußeren sowohl als inneren sinnlichen Anschauung      
  32 a priori an den Vorstellungen von Raum und Zeit, und diesen      
  33 muß die Synthesis der Apprehension des Mannigfaltigen der Erscheinung      
  34 jederzeit gemäß sein, weil sie selbst nur nach dieser Form geschehen kann.      
  35 Aber Raum und Zeit sind nicht bloß als Formen der sinnlichen Anschauung,      
           
     

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