Kant: AA II, Der einzig mögliche ... , Seite 162

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 einem so sehr wichtigen Erkenntnisse verwandt ist, für unnütz und überflüssig      
  02 halten, vornehmlich weil es viele Fälle giebt, da ohne solche Sorgfalt      
  03 die Anwendung seiner Begriffe unsicher und zweifelhaft bleiben      
  04 würde.      
           
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5.
     
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Es ist nicht mehr als eine einzige Demonstration
     
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vom Dasein Gottes möglich, wovon der Beweisgrund oben
     
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gegeben worden.
     
           
  09 Aus dem bisherigen erhellt: daß unter den vier erdenklichen Beweisgründen,      
  10 die wir auf zwei Hauptarten gebracht haben, der Cartesianische      
  11 sowohl, als der, so aus dem Erfahrungsbegriffe vom Dasein vermittelst      
  12 der Auflösung des Begriffes von einem unabhängigen Dinge geführt      
  13 worden, falsch und gänzlich unmöglich seien, das ist, daß sie nicht etwa      
  14 mit keiner gehörigen Schärfe, sondern gar nicht beweisen. Es ist ferner      
  15 gezeigt worden, daß der Beweis aus den Eigenschaften der Dinge der      
  16 Welt auf das Dasein und die Eigenschaften der Gottheit zu schließen      
  17 einen tüchtigen und sehr schönen Beweisgrund enthalte, nur daß er      
  18 nimmermehr der Schärfe einer Demonstration fähig ist. Nun bleibt      
  19 nichts übrig, als daß entweder gar kein strenger Beweis hievon möglich      
  20 sei, oder daß er auf demjenigen Beweisgrunde beruhen müsse, den wir      
  21 oben angezeigt haben. Da von der Möglichkeit eines Beweises schlechthin      
  22 die Rede ist, so wird niemand das erstere behaupten, und die Folge fällt      
  23 demjenigen gemäß aus, was wir angezeigt haben. Es ist nur ein Gott      
  24 und nur ein Beweisgrund, durch welchen es möglich ist, sein Dasein mit      
  25 der Wahrnehmung derjenigen Nothwendigkeit einzusehen, die schlechterdings      
  26 alles Gegentheil vernichtigt: ein Urtheil, darauf selbst die Beschaffenheit      
  27 des Gegenstandes unmittelbar führen könnte. Alle andere      
  28 Dinge, welche irgend da sind, könnten auch nicht sein. Die Erfahrung      
  29 von zufälligen Dingen kann demnach keinen tüchtigen Beweisgrund abgeben,      
  30 das Dasein desjenigen daraus zu erkennen, von dem es unmöglich      
  31 ist, daß er nicht sei. Nur lediglich darin, daß die Verneinung der göttlichen      
  32 Existenz völlig Nichts ist, liegt der Unterschied seines Daseins von      
  33 anderer Dinge ihrem. Die innere Möglichkeit, die Wesen der Dinge sind      
  34 nun dasjenige, dessen Aufhebung alles Denkliche vertilgt. Hierin wird      
           
     

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