Kant: AA I, Allgemeine Naturgeschichte und ... , Seite 342

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 so geringe Tiefe unter der Oberfläche durch ihre Strahlen wirkt, daß      
  02 derjenige Theil ihres Klumpens, der dazu einige Beziehung haben      
  03 muß, bei weitem nicht den millionsten Theil des Ganzen beträgt, wovon      
  04 das übrige in Ansehung dieser Absicht völlig gleichgültig ist. Wenn      
  05 also der Stoff, daraus die Himmelskörper bestehen, ein ordentliches      
  06 mit den Entfernungen harmonirendes Verhältniß gegen einander hat,      
  07 und die Planeten einander anjetzt nicht einschränken können, da sie nun      
  08 in leerem Raume von einander abstehen: so muß ihre Materie vordem      
  09 in einem Zustande gewesen sein, da sie in einander gemeinschaftliche      
  10 Wirkung thun können, um sich in die ihrer specifischen Schwere      
  11 proportionirte Örter einzuschränken, welches nicht anders hat geschehen      
  12 können, als daß ihre Theile vor der Bildung in dem ganzen Raume      
  13 des Systems ausgebreitet gewesen und dem allgemeinen Gesetze der      
  14 Bewegung gemäß Örter gewonnen haben, welche ihrer Dichtigkeit gebühren.      
           
  16 Das Verhältniß unter der Größe der planetischen Massen, welches      
  17 mit den Entfernungen zunimmt, ist der zweite Grund, der die mechanische      
  18 Bildung der Himmelskörper und vornehmlich unsere Theorie von      
  19 derselben klärlich beweiset. Warum nehmen die Massen der Himmelskörper      
  20 ungefähr mit den Entfernungen zu? Wenn man einer der Wahl      
  21 Gottes alles zuschreibenden Lehrart nachgeht, so könnte keine andere      
  22 Absicht gedacht werden, warum die entferntern Planeten größere      
  23 Massen haben müssen, als damit sie durch die vorzügliche Stärke ihrer      
  24 Anziehung in ihrer Sphäre einen oder etliche Monde begreifen könnten,      
  25 welche dienen sollen den Bewohnern, welche für sie bestimmt sind, den      
  26 Aufenthalt bequemlich zu machen. Allein dieser Zweck konnte eben      
  27 sowohl durch eine vorzügliche Dichtigkeit in dem Inwendigen ihres      
  28 Klumpens erhalten werden, und warum mußte denn die aus besonderen      
  29 Gründen fließende Leichtigkeit des Stoffes, welche diesem Verhältniß      
  30 entgegen ist, bleiben und durch den Vorzug des Volumens so weit      
  31 übertroffen werden, daß dennoch die Masse der obern wichtiger als der      
  32 untern ihre würde? Wenn man nicht auf die Art der natürlichen Erzeugung      
  33 dieser Körper Acht hat, so wird man schwerlich von diesem      
  34 Verhältnisse Grund geben können; aber in Betrachtung derselben ist      
  35 nichts leichter, als diese Bestimmung zu begreifen. Als der Stoff      
  36 aller Weltkörper in dem Raum des planetischen Systems noch ausgebreitet      
  37 war, so bildete die Anziehung aus diesen Theilchen Kugeln,      
           
     

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