Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 089

     
           
 

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  01 gewisser Meinungen gewaltiger und einnehmender sein könne, als die      
  02 nackte Stärke der Wahrheit, und wie weit sich die Freiheit des menschlichen      
  03 Verstandes erstrecke, bei den augenscheinlichsten Wahrheiten annoch      
  04 zu zweifeln, oder sein Urtheil aufzuschieben.      
           
  05 Ich könnte mich wegen des Satzes, daß die Schwere Der kreislaufende    
  06 in einen Körper, der sich frei bewegt, in jedweder gegebenen Körper thut in    
  07 endlichen Zeit auch eine endliche Kraft hinein bringe, auf jedweder endlichen    
  08 den 32ten § berufen; allein derselbe hat an den Vertheidigern Zeit    
  09 der lebendigen Kräfte schon seine Gegner, und es gegen die    
  10 ist besser, sie mit ihren eigenen Waffen niederzuschlagen. Hindernisse der    
  11 Der angenommene Körper, der in seiner Kreisbewegung Schwere eine    
  12 in einer endlichen Zeit den Bogen af durchgelaufen ist, Wirkung einer    
  13 empfängt die Drucke aller der Federn der Schwere, welchen endlichen Kraft.    
  14 er in dem ganzen endlichen Raume af unaufhörlich ausgesetzt ist.      
  15 Nun bringen selbst nach dem Geständnisse der Leibnizianer die in      
  16 einem gewissen endlichen Raume befindliche Federn der schwermachenden      
  17 Materie, die ihren Druck einem Körper durchgehends mittheilen,      
  18 in denselben eine endliche Kraft: ergo etc.      
           
  19
§ 83.
     
           
  20 Demnach besteht die in zertheilter Bewegung ausgeübte Der Schluß.    
  21 Kraft, wenn sie dem Quadrate der Seiten des      
  22 rechtwinklichten Parallelogramms proportional geschätzt wird, sogar      
  23 nicht mit den allerbekanntesten Gesetzen der Kreisbewegung der Körper      
  24 und mit den Centralkräften, die sie verüben. Es sind also die Seitenkräfte      
  25 in jedweder zusammen gesetzten Bewegung nicht, so wie die Leibnizische      
  26 Schätzung es erfordert, in der Proportion der Quadrate von      
  27 ihren Geschwindigkeiten, und eben daher ist der Schluß auch allgemein:      
  28 daß die Schätzung nach dem Quadrat gänzlich irre; denn eine jede      
  29 Bewegung kann als zusammengesetzt angesehen werden, wie aus den      
  30 ersten Grundlehren der Mechanik bekannt ist.      
           
  31
§ 84.
     
           
  32 Es ist noch nöthig anzumerken, wie vortrefflich die Wie die    
  33 Cartesianische Kräftenschätzung der Schwierigkeit abhilft, Cartesianische    
  34 unter der die Leibnizische erliegt, wie wir jetzt ersehen Schätzung    
  35 haben. dieser Schwierigkeit    
      abhelfe.    
  36 Es ist aus der Mathematik bekannt: daß die kleine      
           
     

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