Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 051

     
           
 

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  01
§ 41.
     
           
  02 Lasset uns dasjenige in einem besonderen Falle darthun, Der Fall des    
  03 was wir überhaupt erwiesen haben. Herr Hermann Herrn Hermanns    
  04 läßt in der Abhandlung, die er zur Vertheidigung der von    
  05 lebendigen Kräfte verfertigt hatte, einen Körper*) A, dessen dem Stoße    
  06 Masse 1 und die Geschwindigkeit 2 ist, auf einer vollkommen dreier elastischer    
  07 glatten Fläche eine Kugel b, die ruhig und deren Körper.    
  08 Masse 3 ist, nachher aber, indem A von der Kugel B abprellt und      
  09 mit einem Grade Geschwindigkeit wieder zurückkehrt, eine Kugel C, die      
  10 1 zur Masse hat, stoßen. Die Kugel A wird der Kugel B einen Grad      
  11 Geschwindigkeit und dem Körper C auch einen mittheilen, und alsdann      
  12 wird sie sich in Ruhe befinden. Herr Hermann schließt hieraus,      
  13 wenn die Kräfte nur wie die Geschwindigkeiten wären, so würde A      
  14 vor dem Stoße eine Kraft wie 2 haben, nach dem Stoße aber würde      
  15 sich in den Körpern B und C zusammen eine vierfache Kraft befinden,      
  16 welches ihm ungereimt zu sein scheint.      
           
  17 Wir wollen untersuchen, wie der Körper A mit einer Kraft wie 2      
  18 in die Körper B und C eine vierfache Kraft ohne ein Wunderwerk      
  19 hineinbringen könne, oder ohne daß es nöthig sei die lebendigen Kräfte      
  20 zu Hülfe zu rufen. Man stelle sich die elastische Kraft des Körpers**) A,      
  21 die durch den Stoß wirksam wird, durch die Feder AD und die Elasticität      
  22 der Kugel B durch die Feder DB vor. Wir wissen nun aus den      
  23 ersten Gründen der Mechanik: daß der Körper A in die Kugel B vermittelst      
  24 der Federn so lange noch immer neue Drückungen und Kräfte      
  25 hineinbringe, bis sich B und A mit gleichen Geschwindigkeiten      
  26 fortbewegen, welches alsdann geschieht, wenn die Geschwindigkeit dieser      
  27 Körper sich zur Geschwindigkeit der Kugel A vor dem Anlaufe verhält,      
  28 wie die Masse A zur Summe beider Massen A und B zusammen;      
  29 d.i. in dem gegenwärtigen Falle, wenn sie sich mit 1/2 Geschwindigkeit      
  30 in der Richtung BE fortbewegen. Niemand leugnet es, daß hierin noch      
  31 die Wirkung der nach der Geschwindigkeit geschätzten Kraft proportional      
  32 befunden werde. Allein laßt uns auch untersuchen, was dann mit      
  33 den Federn AD und DB geschehe, indem der Körper A vermittelst      
  34 ihrer in die Kugel B wirkt. Weil die Feder AD in dem Punkte D      
           
    *) Fig. VII.      
           
    **) Fig. VIII.      
           
     

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