§ 12. Um nun die Unterordnung der Begriffe und andere wichtige Beziehungen bezeichnen zu können, führe ich die Function mit zwei Argumenten
Formel f102001 in Original-Notation
durch die Bestimmung ein, dass ihr Werth das Falsche sein soll, wenn als ζ-Argument das Wahre und als ξ-Argument irgendein Gegenstand genommen wird, der nicht das Wahre ist; dass in allen andern Fällen der Functionswerth das Wahre sein soll. Nach dieser und den früheren Festsetzungen ist der Werth dieser Function auch für Werthverläufe als Argumente bestimmt. Es folgt, dass
Formel f102002 in Original-Notation
dasselbe ist wie
Formel f102003 in Original-Notation , 
und wir können daher in
Formel f102004 in Original-Notation
den wagerechten Strich vor ‚Δ‘ sowie die beiden Theile, in die der obere wagerechte Strich durch den senkrechten zerlegt wird, als Wagerechte in unserm besondern Sinne auffassen. Wir sprechen hier wie früher von der Verschmelzung der Wagerechten. Den senkrechten Strich nenne ich Bedingungstrich. Er kann nach Bedürfniss verlängert werden.Es gelten die Sätze
Formel f102005 in Original-Notation , 
Formel f102006 in Original-Notation , 
Formel f102007 in Original-Notation , 
Die Function inline-Formel i_p1012t-0041 in Original-Notation oder inline-Formel i_p1012t-0052 in Original-Notation inline-Formel i_p1012t-0055 in Original-Notation hat als Werth immer das Wahre, wenn die Function inline-Formel i_p1012t-0064 in Original-Notation als Werth das Falsche Ersetzung von - das Wahre - durch - das Falsche - [Rev.: frege]# hat und umgekehrt. Also ist inline-Formel i_p1012t-0079 in Original-Notation
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dann und nur dann das Wahre, wenn Δ das Wahre und Γ nicht das Wahre ist. Folglich
Formel f102101 in Original-Notation , 
in Worten: 2 ist nicht grösser als 3 und die Summe von 2 und 3 ist 5.
Formel f102102 in Original-Notation , 
in Worten: 3 ist grösser als 2 und die Summe von 2 und 3 ist 5. inline-Formel i_p1012t-0146 in Original-Notation ist nämlich der Werth der Function inline-Formel i_p1012t-0166 in Original-Notation für das ξ-Argument inline-Formel i_p1012t-0180 in Original-Notation und das ζ-Argument 2+3=5.
Formel f102103 in Original-Notation , 
in Worten: weder ist die dritte Potenz von 2 die zweite Potenz von 3, noch ist die zweite Potenz von 1 die erste Potenz von 2. Statt der Sätze
Formel f102104 in Original-Notation , 
Formel f102105 in Original-Notation , 
Formel f102106 in Original-Notation , 
hat man die folgenden
Formel f102107 in Original-Notation , 
Formel f102108 in Original-Notation , 
Formel f102109 in Original-Notation , 
Da nun inline-Formel i_p1012t-0243 in Original-Notation der Wahrheitswerth davon ist, dass weder das Quadrat von 1 grösser als 3, noch 1 kleiner als 3 sei, so wird durch unsern letzten Satz dies verneint, also behauptet, mindestens eins von beiden sei wahr, dass das Quadrat von 1 grösser als 3 oder dass 1 kleiner als 3 sei. Man sieht aus diesen Beispielen, wie das ‚und‘ der Sprache, wenn es Sätze verbindet, das ‚weder — noch‘ und das ‚oder‘ zwischen Sätzen wiedergegeben werden.In inline-Formel i_p1012t-0313 in Original-Notation kann für ‚ξ‘ irgendein Eigenname eingesetzt werden, also auch z. B. inline-Formel i_p1012t-0326 in Original-Notation. Wir erhalten so
Formel f102110 in Original-Notation , 
wo wir nun die Wagerechten verschmelzen können:
Formel f102111 in Original-Notation . 

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Dies bedeutet das Falsche, wenn Δ das Wahre und inline-Formel i_p1012t-0348 in Original-Notation nicht das Wahre ist; d. h. in diesem Falle, wenn inline-Formel i_p1012t-0357 in Original-Notation das Falsche ist. Das ist aber dann und nur dann der Fall, wenn Λ das Wahre und Θ nicht das Wahre ist. Demnach ist
Formel f102201 in Original-Notation
das Falsche, wenn Δ und Λ das Wahre sind, während Θ nicht das Wahre ist; in allen andern Fällen ist es das Wahre. Hieraus folgt die Vertauschbarkeit von Λ und Δ: es ist
Formel f102202 in Original-Notation
derselbe Wahrheitswerth wie
Formel f102203 in Original-Notation . 
Es mögen in
Formel f102204 in Original-Notation
‚—Θ‘ Oberglied, ‚—Δ‘ und ‚—Λ‘ Unterglieder heissen. Wir können aber auch inline-Formel i_p1012t-0420 in Original-Notation als Oberglied und ‚—Λ‘ allein als Unterglied auffassen. Die Unterglieder sind demnach vertauschbar. Ebenso erkennt man, dass
Formel f102205 in Original-Notation
dann und nur dann das Falsche ist, wenn sowohl Λ, als auch Δ, als auch Ξ das Wahre ist, während Θ nicht das Wahre ist. In allen andern Fällen ist es das Wahre. Wir haben auch hier wieder die Vertauschbarkeit der Unterglieder ‚—Λ‘, ‚—Δ‘, ‚—Ξ‘. Diese Vertauschbarkeit muss eigentlich für jeden vorkommenden Fall nachgewiesen werden, und ich habe dies in meinem Büchlein „Begriffsschrift“ für einige Fälle gethan, sodass es leicht sein wird, danach jeden Fall zu Ersetzung von - zn - durch - zu - [Fehlertyp: orth | Rev.: frege]# behandeln. Um nicht in zu grosse Weitläufigkeiten verstrickt zu werden, will ich hier diese Vertauschbarkeit als allgemein zugestanden annehmen und in Zukunft ohne weitere Erinnerung davon Gebrauch machen.
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Formel f102301 in Original-Notation
ist dann und nur dann das Wahre, wenn sowohl Λ, als auch Δ, als auch Ξ das Wahre ist, während Θ nicht das Wahre ist. Demnach
Formel f102302 in Original-Notation , 
in Worten: 3 ist nicht kleiner als 2 und 1 ist kleiner als 2 und 3 ist grösser als 2 und 4 ist grösser als 2;
Formel f102303 in Original-Notation , 
in Worten: 1 ist kleiner als 2 und 3 ist grösser als 2 und 4 ist grösser als 2. Man kann sich dies so zerlegt denken
Formel f102304 in Original-Notation
Die Verneinungsstriche zwischen den Bedingungsstrichen heben sich und die Wagerechten lassen sich verschmelzen. Wir haben in
Formel f102305 in Original-Notation
den Werth der Function inline-Formel i_p1012t-0570 in Original-Notation für das ξ-Argument inline-Formel i_p1012t-0585 in Original-Notation und das ζ-Argument 4>2, wo nun inline-Formel i_p1012t-0613 in Original-Notation der Werth derselben Function für das ξ-Argument 1<2 und das ζ-Argument 3>2 ist.