Text 221, Hans Mair: Troja, Nördlingen 1392

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Text 221

Hans Mair: Das "Buch von Troja" von Hans Mair. Kritische Textausgabe und Untersuchung

Hans-Josef Dreckmann (Hrsg.). München, 1970, 288 S.
Ostschwaebisch (Augsburg), Nördlingen.
Zeitraum: I, 1392.
aufgenommen: S. 7-51, 24.
Vorlage: lateinische Vorlage Guido de Columnis, Historia destructionis Troiae, 1280-1287
Verfasser: Hans Mair, 1382-†1407/08 in Nördlingen nachgewiesen
Textart: Unterhaltsamer Text ("schoene Literatur")
Seite [Titel] 7
1 Assit principio sancta Maria meo
2 Ditz buch sagt, wie Troy die statt erstört ward
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1 Ain künkreich hiezz Thesalia in dem land zu Romany. die lüt in
2 dem land hiezzend Mirmidones. von den selben lüten schreibt man
3 in sant Matheus legend. daz selb land haizzt man ietz Aprutz. zu
4 den zeiten waz in dem selben land ain küng edler und gewaltiger
5 gehaizzen Peleus, und sein weib diu hiezz Thedida. von den zwaien
6 geborn ward der sterkst und fraidist aller mann der do hiezz
7 Achilles, der mit seinem leib vor der stat Troy grozz manhait
8 begangen hät. in dem selben land zu Aprutz leit diu stat Theti,
9 diu den namen hät von der küngin Thetida. der selb küng Peleus
10 het ainen bruder ( hiez Eson ), der waz elter dann er und waz
11 nu von alter daran komen, daz er sich vor alter nit moht gerüren,
12 und im diu augen nu vergangen warend, also daz er unnütz waz
13 zu ainem küng, und verzeh sich dez cepters dez reichs zu Thesalia,
14 und gab ez uff seinen bruder Peleo. der selb küng Eson het
15 ainen sun hiezz Jason, der waz ain stoltzer frölich jüngling
16 und der sich in allen sachen zoch nach mänlicher ritterschaft und
17 aller zuht. ez schreibend auch die alten poeten, do der selb küng
18 Eson also kom in alz grozz alter und do im alliu seiniu kraft
19 also von der natur vergieng, daz in Medea, von der daz buch her
20 nach vil sagt, mit irer zuberlich kunst widerbreht zu ainer
21 vollkomener jugend, daz doch nach der natur lauff, nach unserm
22 gelauben nit moht gesein. do nu der selb Jason also gewuchss, daz
23 er waz ain vollkomer ritter, der sich in aller manhait, klughait,
24 miltikait züchtig mit allen seinen sach wol kund mit allen
25 andern tugenden halten, also daz er waz lieb gehabt von allen
26 fürsten, herren, rittern und knehten und auch von allem volk dez
27 selben landes nit minner dann der küng Peleus selb, von seiner
28 über treffender tugend wegen. ez waz auch der selb Jason dem
29 küng ze mal undertenig in allen sachen und waz im daz nihtz ze
30 hertzen, daz sein vater daz reich uss der hend het gegeben. aber
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1 in solher gerehter früntschaft het in der küng nit lieb. er erzaigt
2 im usswendig ze mal vil liebs, aber er het haimlich in dem
3 hertzen wider in vil grozz veintschafft, wann er forht, daz von
4 seiner tugend und frumkait wegen im daz volk dez lands würd ze
5 vast undertenig und daz er in leiht zu dem lesten entsätzt
6 von dem reich und sich dez lands und dez reichs würd selb underwinden.
7 daz selb sätzt im der küng Peleus in sein hertz ze mal haimlich
8 und liezz daz niemand wizzen und gedauht offt, wie er haimlich
9 ettwaz erfinden möht, da mit Jason von seinem leben komen möht,
10 und daz er davon nit möht werden geergert. zu dem lesten gedaht
11 er im in seinem hertzen ainer grozzen falsthait, mit der er maint,
12 Jasonem von dem leben bringen. ez waz zu den zeiten ain gemainiu
13 red in allen landen, wie daz über daz künkreich Troy gen der sunnen uf gang
14 wär ain insel in dem mer, diu hiez Colcos und do sess
15 ain küng, hiez Oetes, der wär ain witzg weiser alter herr und ze
16 mal reich und hät ainen wider, der het ain gulden fel. nu schreibt
17 disiu hystori, daz der selb wider wer behüt mit vil wunderlichen
18 sachen und auch mit der hut dez gotz Martis mit zauberlichen sachen.
19 ez warend zu hut mit dem zauberlist darzu gesätzt ochsen,
20 die liezzend us irem mund fiurin flammen, und wer daz guldin
21 fel haben wolt, der must mit den ochsen streiten und wann er den ob gelag,
22 so must er si darzu bringen, daz er mit in zu aker gieng.
23 darnach must er streiten mit ainem grozzen traken, der liez uss
24 seinem mund übel smekend fiurin flamen, do mit er mangen man ertöt.
25 so er dann dem ob gelag, so must er im die zen uss slahen,
26 so must er dann nemen die ochsen, die er also gezämt het, und must
27 zu aker mit in gan und must dann die zen säwen in daz ertreich,
28 daruss wuchss ze stund ain wunderlichiu fruht, wann ez wurdend
29 ze stund daruss vil wol gewapneter ritter, die hubend dann under
30 in ainen brüderlichen streit, und slugend sich all anander ze
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1 tod. durch solich wunderlich sach must ainer komen, der daz gulden
2 fel wolt gewinnen. man schreibt aber von dem selben küng Oetes,
3 daz er het ainen grozzen schatz von silber und von gold verslozzen
4 mit solhen zauberlisten und do die red kom in vil land diser
5 wellt, wann die geitikait dez gutz waz dez mals alz grozz
6 alz siu auch noch ist, da vil manig stoltzer man seinen hals darumb
7 verloz und maint, er solt den schatz mit manhait haben erstriten.
8 (D)o nu der küng Peleus disiu mär von dem guldin fel
9 also vernam, do gedaht er vil sinneclich in seinem sinn, wie daz er
10 on sein scham wol sicherlichen möht machen, daz Jason also
11 leihticlichen wer in den tod zu geben und gedaht, wie er Jasonen
12 möht mit guten worten darzu bringen, daz er sich der sach underwund.
13 nu hiez der küng beruffen ainen grozzen hof in die stat Thesalia.
14 zu dem hof komend vil grozzer fürsten und herrn von vil landen
15 und vil ritter und kneht, und do der hof also waz gehalten
16 zwen tag, an dem dritten tag, do hiezz der küng für sich komen all
17 fürsten und herrn und sant auch do nach seinem fründ Jason und vor
18 den fürsten allen sprach er also zu im: lieber fründ meiner, ich
19 fräw mich inneclichen vast, darzu mag sich daz küngreich zu Thesalia
20 auch wol fräuwen aines also usserwelten mannes, von dez
21 sterkiu, fraidikait, weisshait und guten sitten alliu nehstiu land
22 dir daz zugnuss geben sind. ez ist auch allez mein land dez sicher,
23 weil ich dich haun, wann dich alliu land hie umb allein fürhtend.
24 aber ich und tu möhtend wol in grözzer wird und er gesetzt werden,
25 ob du den wider mit dem guldin fell brehtist her in mein gewalt,
26 daz von dir, alz ich dez kainen zweifel hab, wol sicherlich mag
27 beschächen, ist daz du dir die arbait mänlich setzest in deinen
28 mut, durch meiner flerlichen bett willen, und daz du fürbaz dez baz
29 in eren erhöhet werdist. und allez, daz du darzu bedarfft, daz sol
30 dir volleclich berait sein. lieber fründ, biz volgig meiner wort
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1 und erbiut dich mänlich in disi arbait, darumb daz du vor meinen
2 augen fürbaz mer werdist lieb gehabt und daz auch dein manhait
3 und dein nam dez bazz erhöht werd über alliu land. du solt auch
4 sicher sein, daz ich dich dann nach meinem tod ainen sichern erben
5 ditz landes und allez dez ich haun wil machen, und die weil
6 und ich leb, so soltu in meinem reich gebieten und haizzen nihtz
7 minner dann ich selb. do Jason wol het verstanden allez, daz der
8 küng mit im vor so vil fürsten und herrn het geret, dez wart er
9 von hertzen inneclich erfräut und verstund nit die grozzen fasthait
10 und bosshait, die der küng het in seinem hertzen. nu trost
11 sich Jason seiner mänlichen jugend und duht im auch nit unmuglich
12 im ze getun allez, daz der küng im untriulich het vor gezält
13 und sprach: herr, allem iurm gebot will ich on allen zweifel gehorsam
14 sein. davon ward der küng sunderlich erfräwt, und also nam der
15 hof ain end und sant do in alliu land, daz man im maister fund,
16 ze machen ain niues schif, wann er wol wizzt, daz man in die inseln
17 Colcos nit dann mit schiffen komen möht. do braht man im
18 ainen maister, der hiez Argus, der machet nach dez küngs haizzen
19 ain grozzes scheff und hiez daz nach seinem namen Argum, und
20 mainend die maister, daz ez wär daz erst schiff, daz ye mit segeln
21 kom uf daz mer.
22 Hie sagt daz buch, wie Jason und Hercules in diu scheff sauzzend
23 do im ditz schiff also berait waz und darein geordent allez, dez
24 man bedorfft, do gieng Jason darein und mit im vil der edelsten
25 und der mänlichsten, die man zu den zeiten vand in dem land.
26 under den waz sicher der aller sterkest und aller fraidigest zu den
27 zeiten, der do hiez Hercules. daz ist der Hercules, von dem die
28 poeten schreibend, daz er mit seiner mänlichen sterk zug biz an
29 die porten der vorhell und do den hund, der dez tors hüt, mit gewalt
30 her us zoch. ez ist auch der Hercules, der mit gewalt zoch
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1 durch Yndia, an die stat, diu da haizzt Gades, do er ainen grozzen
2 sig gewan, und hiez im da uf rihten 12 marmelstainin sul zu ainem
3 zaichen seins sigs. bis zu den selben sulen zoch der grozz
4 Allexander, der auch von dem selben gesleht geborn ward, die haizzent
5 biz uf den hiutigen tag Hercules sul. do nu Jason und
6 Hercules urlaub genomen von dem küng, si scifftend in dem namen
7 der götter uf daz mer und zugend uf die segel. ze hand gewunnend
8 si guten wind und furend in ainer clainen weil, daz si daz land
9 zu Thesalia nit mer mohtend gesähen und furend alz lang tag und
10 naht, biz daz si komend gen Frigia, daz gehört zu dem land ze
11 Troy, die lüt in dem land haizzend Symeonta, und do die sahent
12 daz niu schiff, daz duht si seltzen sein, wann si ir vor kains
13 nie mer hetend gesähen.
14 Hie hebt an daz ander buch und sagt, wie der küng Lamedonta von
15 Troy die kriehen varn hiezz uss seinem land
16 Die kriechen warend nu müd worden uf dem wasser und stiezzend
17 ze land, durch daz daz si woltend sich erfrischen und in selber
18 schöpfen dez frischen wazzers und maintend da also ettwi mangen
19 tag ze beleiben, nit durch kains schadens willen ze tun den lüten
20 dez landes. aber diu neidkait diser wellt, diu da all zeit nit
21 wann uf daz böst gat, diu kom da so gar in all dise wellt, daz von
22 ainem clainen ding so vil küng und herrn, alz ir her nach hörn
23 werdend, wurdend erslagen, und daz Troy erstört und in pulver verbrennt
24 ward, wie vil do edlen frawen ir mann von dem tod beraubt
25 wurdend, wie daz auch kriechen land in groz angst und not kom,
26 ee daz si daz volbrahtend, daz beschach mit irem grozzen schaden,
27 wann die besten under in wurdend erslagen. sicherlich, ist daz die
28 götter daz grozz übel gern verhengt hand, so sind si dez übels
29 ain ursach gewesen, wann diu erst ursach ditz grozzen übels ist
30 alz gar clain gewesen, daz ez billich aller menschen hertz betrübt,
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1 ez sei ( dann ), daz man sprechen mug, daz daz selb vergangen übel
2 gebuwen hab vil gutz, daz her nach davon beschach, wann do Troy
3 erstört ward, do fur Eneas mit lüten von Troy, und kom in Ytalia
4 und buwet do Rom, und vil andriu land wurdend do von den von Troy
5 gebuwen, alz ist Engeland, da hin kom ainer von Troy hiez Bruto,
6 und daz land Britania, und daz land Frankenrich. man liset, do Troy
7 erstört ward, daz ain küng von Troy hiez Frankus und sein gesell
8 Onee buwtend ain stat bi dem Rein, die hiez er Francia, also hät
9 daz land den namen gewunnen. ez fur auch von Troy Anthenor und buwet
10 Venedi. ez buwet auch Eneas vil guter stet in Tuschgau und in
11 Cecili, alz die stat Napels. ez buwet auch Diomedes, do er fur von
12 Troy daz land Calabriam. also ist daz groz übel, daz ze Troy beschach,
13 komen zu ainem grozzen gut. nu komt diu hystori wider an
14 Jason und Hercules. do si also laugend uf dem land, da komend mer
15 bald fur den küng von Troy, der hiez Lamedonta, wie daz ain frömd
16 folk von kriechen komen wär in das land Frigia, ob si leiht speher
17 siend, oder leiht wend ervarn, wie ez umb daz land stund ze Troy,
18 oder leiht schaden tun in dem land. nu waz zu den zeiten Troy
19 nit alz groz alz siu her nach gemachet ward. der küng Lamedonta
20 nam im selb ainen schedlichen rat. solt ez sein gewesen, so
21 wer besser gesein, daz ez wär verboren. er sant ainen seinen boten
22 zu dem Jason und Hercules und do er zu im kom, do warb er sein botschaft
23 mit solhen worten: Lamedon, ditz landes küng und herr, wundert
24 ser iur kunft, und wie ir iuch on sein urlaub in seinem land
25 ye getorst also nider slachen, wann sein sin ist, daz er sein
26 land maint in stillem frid ze halten. er gebiut iu daz gar vesticlich,
27 daz ir on allez verziehen und alz bald ziehend us seinem land,
28 also ee daz der morging tag kom, daz er iuch nit wizz in seinem
29 land. ist aber, daz ir sein gebot versmäht, so seit ir dez sicher,
30 daz er zu stund die seinen haizzt über iuch ziechen, daz iu die
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1 nemend allez daz ir habend. ir möht auch also wol all iur leben
2 verliesen. do nu Jason dez boten botschafft wol vernam, do ward
3 im sein hertz von zorn und laid ze mal erwegt, und ee daz er dem
4 boten geb ain anttwurt, do kert er sich zu den seinen und sprach
5 also: Lamedon, der küng und herr ditz lands, der tut uns ze mal
6 ain groz versmähd, wann er uns on all schuld gebiut varn us seinem
7 land, und wär, daz in kain künklichiu er rürti, er solt uns
8 billich zuht und er haizzen erbieten. wär, daz in solhiu sach in
9 unser land het gefürt, im hetend die von kriechen vil zuht erboten.
10 aber seid im schand lieber ist dann er, der sullend wir im auch
11 wol gunden, und sullend uns heben von sinem land. ez mag sich vil
12 leiht fügen, daz sein ungeordenter rat gar mit grozzen schedlichen
13 dingen wirt erlöset. darnach kert er sich zu dem boten und
14 sprach: fründ, deiner botschaft wort hab wir fleizzclich gehört,
15 und die gaub, diu uns von deinem herrn nach adelicher art gesant
16 ist, hab wir enpfangen, nach dem und ez ist und ziugend daz mit
17 unsern göttern, daz wir nie gedahtend, deinem herrn noch den seinen
18 kainen schaden ze tun, wann wir hetend mut, verrer ze varn. sag
19 deinem küng, daz wir ze stund wellend us seinem land und sag im,
20 ist, daz ez von uns nit beschiht, so mugend ez ander lüt tun, die
21 da hörnd die unzuht, die er an uns begat, daz si im der ains tages
22 werdent danken. Hercules den duht Jasons anttwurt nit gnug sein
23 und sprach: fründ wer du bist, sag deinem küng, daz wir us seinem
24 land wellend. ez komt aber dez künftigen tritten jars tag nit,
25 daz uns dein herr wirt sächen in seinem land, ez sei im lieb
26 oder laid, und wirt dann nit gar an im staun, daz er gewalt hab
27 dann, uns urlaub geben us seinem land. do antwurt im dez küngs
28 bot und sprach: ez ist grozziu schand ainem und sunderlich ainem
29 fraidigen ritter, der solhiu traw wort geit. so ist mir auch von
30 meinem herrn nit geboten, daz ich mit worten wider iuch krieg.
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1 ich haun iu gesagt, daz mir enpfolhen ist. da ziehent us disem
2 land, ee daz ir in grözzern schaden komend. und nam urlaub von den
3 kriechen. ze stund hiez Jason und Hercules die anker uf ziehen,
4 und in daz schif tragen, allez daz hie uss waz, und rihtend uf ir
5 segel und schiftend in dem namen der götter uf daz mer. und mit
6 gelüklichen wind komend si in kurtzen tagen in die inseln Colcos
7 gesund und frisch und stiezzend da zu dem land.
8 Wie Jason und Hercules komend in die inseln Colcos
9 In der insel Colcos waz zu den zeiten diu haptstat dez lands, diu
10 hiezz Jaconites, ain grozziu mehtigiu stat, mit schönen muren,
11 und hochen turn usswendig wol geziert. und innerhalb waz diu stat
12 mit schönen balasten und hüsern, dar inn manig gut ritter und über
13 die mauss vil grozz volks wandelt. in der stat het der küng Oetes
14 seinen hof mit vil seiner diener, wann diu stat gelegen waz an
15 dem mer und stiezzend auch daran vil grozzer weld, dar inn waz
16 gut geiegd. ez warend auch in der stat vil schöner lustiger gärten,
17 dar uss fluzzend vil guter brunnen, die allenthalben runnend durch
18 die stat, davon ez all zeit subert die gassen von allem unflat.
19 nu gieng Jason und Hercules mit iren dienern in die stat, und
20 warend nach irem landsitt reilich und herrlich geclaidet,
21 also daz ez daz volk in der stat wundert, do iriu claider alz kostlichen
22 schinend. si warnd baid über all die mauss suber stoltzer
23 jüngling zwen, und traff ir schön verr für all ir geselln. daz
24 volk in der stat het gern gefragt, wer si wernd gewesen, oder wannan
25 oder waz si da schuffend, und warnd doch von niemand gefragt,
26 biz daz si komend uf dez küngs hof. do der küng Oetes diu mär
27 vernam, do vergazz er seines adels nit, der im waz angeborn, alz
28 er ir kunft vernam, da stund er von seinem künklichen stul uf,
29 und gieng den gesten engegen mit vil seiner diener, und enpfieng
30 si ze mal mit ainem frölichen angesiht, und umbvieng si, da
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1 mit er in erzaigt, daz er si gern sach, und gieng do mit in uf
2 den palast und in die camern, die warnd all mit waidelichen lustlichen
3 gemeld schön gezieret. do si nu also bey im gesauzzend, do
4 hub Jason an und wolt dem küng sagen, warumb er wär uss komen und
5 sprach also: herr, ich bin komen in ditz land, daz ich mut
6 haun, daz ich mich well mit meinem ritterlichen mut under winden,
7 allez daz ze tunen, wie daz ich mug gewinnen den wider mit dem
8 guldin fell. und wie uf gesetzt ist, daz wil ich allez in dem namen
9 der götter williclich volbringen.
10 Wie Medea, dez küng Oetes tohter, ward gefangen von der
11 minn und lieb Jasonen
12 Do nu kost nach allen lust berait waz, do hiez man rihten die
13 tisch und sätzt daruf von gold und von silber vil topf, do wolt
14 der küng all sein adelkait erzaigen den kriechen, und sant nach
15 seiner ainigen tohter, daz si zu in kom, und in hulff die
16 wirtschafft volbringen. diu tohter hiez Medea, und waz über all
17 mauss schön, und waz ain ainiger künftiger erb dez lands. siu waz
18 auch wol, daz ez zeit waz, daz man si geben solt ainem mann. siu hät
19 auch von jugend uf also gelert, daz siu nu ain gantziu maistrin
20 waz der natürlichen kunst, und sunderlich waz si gelert, über
21 all maister zu der zeit, in der mathematica, daz ist mit der zauberlichen
22 kunst. siu kund ze stund daz lieht machen zu ainer finstrin,
23 und die finstrin ze lieht. siu machet auch regen und hagel
24 so si wolt. siu macht auch daz wazzer ze berg fliezzen so ez si
25 gelust. ez schreibend von ir die poeten, daz si offt machte,
26 daz diu sunn und der maun iren schein verlurend wider den natürlichen
27 lauff, daz doch nach unserm gelauben nie geschach, dann do
28 unser herr Cristus gemartert ward. Medea nach irs vaters gebot,
29 wie daz siu wär ze mal von natur schön, doch nach dem alz der weib
30 sitt ist, do tet siu ain farb zu der andern, mit wol smäkend
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1 würtzen, und claidet iren leib mit vil schönen claidern,
2 und gieng also für iren vater. der hiez si do frölich sitzen zu
3 dem Jason. o du torohter adel, waz bedorftistu der klughait, mit der
4 du dir selb breht so grozz laid. ez sol kain weiser mann nimmer
5 getruen den weibern, wann si allweg unstet sind mit irem sinn,
6 wann der weib mut, si siend jung oder alt, ist allweg wankel. ez
7 ist auch natürlich, daz ain yeglichiu fraw dez manns allzeit begert,
8 reht alz diu materi begert der form. o du küng Oetes, wie getorstistu,
9 ye ain jung tohter haizzen sitzen zu ainem frömden mann.
10 hetistu dir die blödikait der weiber weislich in deinen mut
11 gesetzt, so weristu dez übrig worden, daz dir dein ainigiu tohter
12 nit wär gefürt in fremdiu land, daz du her nach iamerlich mustist
13 wainen, und fürbaz dein tag mit laid verzeren. sagan, waz half dich
14 diu hut dez gotes Martis wider die kundikait und list der weib.
15 aber daz künftig waz ze tun, da mohtistu dich leiht nit vor
16 behüten. du hiezt dein tohter sitzen zu Jason, und mit im gemainsam
17 haben in der wirtschaft. waz geschach dir davon. do Medea also sazz
18 zwischen irem vater und Jason, wie daz siu vor scham rot wär, da
19 moht si doch nit gelauzzen, si wurff doch irer augen plik offt
20 gen dem Jason, mit zwifeltigem gegen wurff, und schätzt im
21 also seinen anplik, und alliu gelider seins leibs, daz siu in seiner
22 lieb gentzlich von der minne raitzen ward entzünd. ir waz kain
23 aht uf essen oder uf trinken, nit dann wie siu ir gnug moht gesächen
24 den Jason. do Medea ir so gar in ir hertz gesätzt Jason lieben,
25 da flaizz si sich, daz ez von den, die vor dem tisch stundend,
26 iht moht gemerkt werden. siu gedauht ir auch haimlich in irem
27 mut, solt dieser edler schöner ritter mir mit elichen sachen zu komen,
28 siu tet reht alz aller weib gewonhait ist, ob si halt aines mannes
29 sind begernd mit unerlichen sachen, so wellend si ez doch mit
30 ainem gelimpf, der ettwaz uf er trifft, verdeken. do nu daz essen
Seite 17
1 ward volbraht, do gieng Medea mit ir vaters urlaub in ir camer,
2 do hiez der küng Jason und Hercules auch gaun in den palast in
3 ain camer, an ir gemach. und do Medea allain waz in irer camer,
4 do ward siu enzündet von den flammen der minn, daz siu vil grozzer
5 süffzen liez us irem hertzen, und ward in ir selb inneclich
6 gedenken, wann si ser waz von der minn enzünt, wie si ir gedenk
7 nach der minn mit den werken moht volbringen. darnach kom ez also,
8 daz ains tags, do der küng Oetes mit Jason und Hercules von vil
9 sach rett, do schikt der küng nach seiner tohter Medea, daz siu zu
10 im kom. diu tohter waz dez fro, und clait sich ze mal wol, und
11 kom und sazz zu irem vater. do sprach der küng still zu ir, daz si
12 sezz zwischen Jason und Hercules. dez ward si vor scham rot. doch
13 tet si, alz ir gebot ir vater. do ret Jason und Hercules mit ir
14 vil kurtzweiliger wort, der kund si in ze mal wol anttwurten. do
15 Jason und Medea also bei anander sauzzend und die darumb
16 stundend ye ainer mit dem andern rett, do legt Medea die scham von
17 ir und sprach zu Jason: fründ Jason, dein adelichiu tugend sol mir
18 nit ze uner anlegen, oder ez verstan von weiblicher plödikait, daz
19 ich mit dir, alz du ain gast bist, alz baldiclichen red. ez ist
20 billich und reht, daz man ainem frömden edeln ritter und
21 ainem, der durch ritterliche sach verrt, ainen guten rat mittail.
22 nu erkenn ich, daz du von edler art bist, und daz dich dein jugentlichiu
23 manhait braht hät in ditz land, und mainst zu erstreiten
24 den wider mit dem guldin fell, wizz, daz du in solich gruselich
25 fraiz must komen, daz dir der tod vil neher wirt dann daz leben.
26 darumb haun ich groz laid umb deinen jungen leib, und wil dir
27 darzu ainen hailsamen guten rat geben, daz du on allen smertzen
28 wol maht von disen sorgen komen, und daz du frölich und wol gesund
29 wider haim komst in dein land, ist daz du meiner ler und
30 meins rats volgen bist. do Jason disi red erhört, er naig ir mit
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1 dem hapt und legt sein ( hend ) über anander, und sagt ir diemüticlichen
2 dank: o du edliu fraw, wie kan ich iu gedanken, daz ir ain
3 mitlaiden habt mit meiner arbait, daz ir mir so adelich erzaigt.
4 darumb gib ich mich gentzlich in iur gnad. der gab vil vester ist
5 ze danken, die man ungebeten geit, dann darumb man bitt. do
6 sprach Medea: fründ Jason, ich gelaub nit, daz du wizzist, waz grozzer
7 sorg leit daran, der da mut hät, daz guldin fel mit seinem leib
8 erstreiten. sicherlich ez kan kein tötlich mensch nimmer erfehten,
9 wann ez ist behüt mit den göttern, der kraft die menschen nit
10 mugend überwinden. wer kan ymmer komen von den ochsen, die us
11 irem mund lauzzend die fiurin flammen, wann waz man engegen biut, daz
12 ist ze stund verprannt. darumb lauzz davon deinen sinn, und sich an
13 deinen jungen leib, und verzer den nit so gar uf grozzen zweifel.
14 zu den selben worten ward Jason erwegt und brach Medea under ir
15 red, daz si im die sach nit alz vast solt laiden, und sprach:
16 ey, liebiu fraw, maint ir mich mit iurn forhtlichen worten zu versuchen,
17 also daz ich von der grulichen sach wegen vil leiht solt
18 ersreken, so must ich ymmer schand und laster haben vor aller
19 der wellt, wann ich davon meinen fuss kert. ez ist daz gentzlich
20 mein sin, und haun mirs also für gesetzt, daz ich mich gentzlich
21 in den tod geben wil, ob daz ist, daz der tod diser sach lon ist.
22 wann ez sol ains yeglichen manns fürsatz sein, ist daz er im ain
23 sach für setzt ze tun, und ist daz für die lüt komen, so sol er
24 ee sterben, ee er davon lauzz. do anttwurt im Medea: ist daz dein
25 gantzer fürsatz, daz du dir den tod hast für gesetzt für daz
26 leben, daz ist mir ze mal laid. ist aber, daz du mir volgen bist, so
27 mahtu wol on schaden davon komen. do sprach Jason: liebiu fraw,
28 allez, daz du gedenkst, daz ich tunn sol, daz wil ich allez on
29 zweifel vollfüren, und wil daz erzaigen mit den göttern. do sprach
30 Medea: ist, daz du mich dir nimst zu ainem elichen weib, und
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1 daz du mich us disem land mit dir fürst in dein land, sicherlich
2 so hilff ich dir, daz du daz guldin fel gewinnst. ich bin allain
3 diu, diu da mag die krafft Martis ze nihtun machen, und mag mit meiner
4 kunst sein kunst hinder sich treiben. do sprach Jason: ach,
5 wie grozz unmessig ist daz, daz du edliu fraw mir hast verhaizzen.
6 wär, daz ich die grozzen gab von dir, der schönsten und
7 der edelsten wär versmächen, so moht ich wol sprechen, daz ich der
8 unweisest wär uf diser erd. darumb adelichstu aller frawen, ich
9 erzaig mich iu ze ainem mann in gantzer diemut, und triulich ze
10 vollaisten allez, daz ir gebietend. und daz gehaizz ich iu mit
11 luter und unzerbrecher triu. der red ward Medea ze mal fro und
12 anttwurt im also: fründ Jason, der deinen gelübt wil ich, daz du
13 mich der sicher machist mit ainem steten und nit mit ainem wankelichen
14 hertzen, und daz ez gesterkt und gefestigt werd mit deinem
15 aid. aber dez mug wir ietz nit weil gehaben, und wil daz
16 verziehen, biz daz diu naht daz ertreich bedekt, wann diu naht
17 den füglich ist, die da haimlich sach hand ze schaffen. so wil
18 ich dir bey ainem meinen haimlichen boten enbieten, daz du komist
19 in mein camer. da mach mich dann sicher, alz du mir verhaizzen
20 hast. darnach maht du mich dann haben alz die deinen. so wirstu
21 auch dann gentzlich von mir der sach underweiset. do sprach Jason:
22 edliu fraw, mir und iu beschäch alz ir sprechend. also nam Medea
23 urlaub von Jason und von irem vater und auch von Hercules und
24 gieng mit iren junkfrawen in ir camer.
25 Hie hebt an daz dritt buch und sagt, wie Medea Jason underweiset,
26 daz er moht gewinnen den guldinen wider
27 Nu waz ez an der zeit, daz diu sunn sich het kert gen den abend
28 und ze hand sich solt von unserm angesiht verbergen. und waz Medea
29 allain in irer camer, und gedaht in irem hertzen, waz siu mit
30 Jason gerett het, und waz er wider umb mit ir gerett, und hät
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1 Medea all sach also bedaht, daz siu in der camer gieng, alz siu
2 wär von sinnen komen, wann si het diu minn mit iren striken also gefangen,
3 daz ir alliu weil ze lang waz. wie ez kom uf die zeit, daz
4 Jason zu ir kom, da nu die sunn kom under die erd, und sich der
5 maun mit seinem schein her uf zoch, der uns lühten sol bey der
6 naht, do waz ir aber diu zeit lang, und loff zu ainem fenster, und
7 mass den maun, wie vil er dannoh het, ee er auch under gieng, daz
8 man sich dez bazz in dem balast haimlich moht verbergen. darnach
9 gieng Medea zu der camer tür und loset da, ob sich daz gesind in
10 dem balast iht het an sein gemah gelegt, und waz ir diu weil ze
11 mal lang. do nu diu hanen kuntend den ersten slauff, und iederman
12 waz an seinem gemach, do sant Medea ain alt weib, diu ir haimlich
13 waz, zu dem Jason, daz er kom. und alz bald daz weib zu im kom, ze
14 stund gieng er mit ir durch die finstriu dez balastz, biz er kom
15 zu ir in die camer. do stund Medea bi der tür, und enpfieng in
16 ze stund mit süzzen worten. und do gieng daz alt weib ir strauss.
17 Medea diu tet uf iriu slozz, und liez in sächen allen iren schatz,
18 und nam daruss ain bild, daz waz gemachet in der er dez gotz Jovis,
19 alz zu den zeiten der haiden sitt waz, und zaiget daz dem Jason
20 mit vil prinnender kertzun, und sprach zu im also: Jason, ich
21 beger von dir, daz du mir sullist vollaisten den aid uf disem bild,
22 alz du mir verhaizzen hast, daz du mir daz ewiclich halten seiest
23 mit gantzen triuen, gib ich mich dann fürbaz dir, daz du mit mir
24 haben ( maht ) allen deinen willen, und die weil und du lebist, daz
25 du mich dann nimmer gelauzzist. darzu anttwurt Jason mit frölichem
26 mut, und legt die hand uf daz bild, und swur ir da ainen ayd,
27 daz er all sach wolt vollfürn, alz er ir het gehaizzen. ach o du betrogen
28 trugenhait dez manns, sag an du Jason, waz solt dir Medea me
29 tun, diu all ir schand nit hät angesechen, und hät dir triulich sel
30 und leib geben in dein gewalt, und liez sich gentzlich hintz
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1 dir, siu kert sich auch nitz daran, wie si sich verzeichen wolt
2 durch dich land und lüt, und auch irs alten vaters. auch erlöst si
3 dich von dem tod. wie getorstist du ie, deinen aid und dein triu alz
4 falschlich brechen an der edeln hoch geborn junkfrawen, diu dir
5 getriulich glaubt, und vergesst der götter forht, bey den du
6 ir falschlichen swurd, und von der du so grozz über swenkig gaub
7 enpfiengd. sicherlich schreibt von dir diu hystori, daz du si
8 schamlichen liezzist, und durch daz so woltend daz dein götter,
9 daz du doch dein leben zu dem lesten mustist enden mit grozzer
10 schand und laster. davon well wir hie nit me sagen. aber sag du
11 Medea, waz hät dich geholffen diu kunst astronomia, daz ist stern sachen.
12 von der kunst alz man giht sol man künftig sach wizzen.
13 ist nu, daz solhiu kunst daran ist, wie haustu dir selb so gar alz
14 unnützlich gesächen. aber du mahtist leiht wol sprechen, daz von
15 der grozzen lieb, die du uf Jason hettist, daz dir die sinn
16 also werend benomen, daz du nit grozzen fleizz hetist zu den zeiten
17 uf daz gestirn. aber daz ist ze mal war, daz der stern lauff,
18 und wer daruf maint ze sähen, nit sicher ist. daz selb vand man
19 warlich an dir. darnach und Jason der Medea het ainen aid gesworen,
20 do giengend si baidiu uf daz bett, und wurffend diu
21 claider von in, und do si baidiu blozz warend, do wurdent die clusen
22 der junkfrawtum an Medea von Jasonen uf getaun, und also vertriebend
23 si die naht nach allem iren gelust. do ez sich nahen ward zu dem
24 tag, do sprach Medea: fründ Jason, ez ist zeit, daz wir sullend von
25 dem bett uff staun, ee daz uns begreiff daz lieht dez tags.
26 ey fraw, haustu aber ihtz gedauht uf die sach, diu mir künftig
27 ist ze tun, und alz du mir auch verhaizzen haust? do anttwurt im
28 Medea: wizz aller liebster fründ, daz ich uf dein sach, diu auch
29 nu mein ist, mich wol haun bedaht. wir sullend uf staun von dem bett,
30 so mug wir dez bazz bedenken uf disi sach. und da slozz si
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1 uf ir schrein, und nam daruss iren schatz der Jason zu gehört,
2 und gab im ie aines nach dem andern.
3 Wie Medea dem Jason gab ettwaz von zauberlicher kunst, da mit
4 er der zauberey obleg
5 (Z)u dem ersten gab si im ain silbrin bild und sagt im, daz
6 ez also wär mit zauberlicher kunst gemaht, daz ez nütz wär für all
7 zabernuss, diu ze diesen zeiten gemachet wär, und daz bild solt er
8 haimlich bi im tragen. zu dem andern mal gab si im ain wol smekend
9 salb, da mit er sich solt salben. diu salb het diu krafft,
10 daz siu all fiurin flammen moht erleschen, und allez daz, daz
11 kraft het ze brennen. darnach gab siu im ain vingerlin, dar inn
12 lag ain stain, der het die kraft, daz er all vergifftigin sach
13 brach und vertraib. ez het auch der selb stain ain ander tugend.
14 wer den stain verslossen trug in der hend, so moht in niemand
15 gesächen, alz lang er in verslozzen trug in der hend. ez
16 schreibend die maister, daz der selb stain zu dem ersten funden
17 ward in Cecilia, und den het zu dem ersten Eneas, do er kom gen Cartago.
18 darnach gab si im ain gescrift an ainem brief und mant in gar
19 ernstlich, wann er nu kom zu den arbaiten, daz er nit alz bald luff
20 zu dem wider. er solt andehtigen in der götter er diz gescrift
21 drei stund vor lesen, den göttern zu ainem opfer, daz si
22 im dez gnedig werdend. zu dem lesten gab si im ain legelin, da
23 waz inn ain wunderlich wazzer, und alz bald er kom zu den ochsen,
24 so solt er ins giezzen in den mund. daz wazzer het die krafft, alz
25 bald er sein in der ochssen mund guss, so wurdend si ze stund
26 zam. also underweiset si in von ieglichem besunder, da mit er
27 komen solt zu grozzem sig uss unmessigen sorgen. da mit gab siu
28 Jason urlaub ze gaun, ee daz der tag, der haimlich sach offet,
29 kom mit seinem lieht.
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1 Hie sagt daz buch, wie Jason urlaub nam von dem küng und
2 wolt varen zu dem guldinen wider
3 Do daz rosen rot lieht dez tages uf gieng, und die golt far sunn
4 ain clain die hochiu der berg überschain, do stund Jason haimlich
5 von dem bett und gieng do mit seinem gesellen Hercules in
6 dez küngs Oetes sal, da der küng inn waz mit seinen dienern. der
7 küng enpfieng si früntlich nach seiner gewonhait. do sprach Jason:
8 herr, ich bitt iuch, wann mir diu zeit nu beginnt lang sein, daz ir
9 mir helfft, daz ich die sach vollfür, darumb ich uf komen bin. do
10 sprach der küng: fründ Jason, ih fürht, daz dich dein manlichiu
11 jugend iht verweiz in den tod, daz mir ze mal laid wär, und moht
12 auch davon ainen bösen laumden gewinnen. darumb man ich dich und
13 bitt dich ernstlich, daz du gesunder haim wellist varn, ee du daz
14 leben alz iemelich hie verliezest. do anttwurt im Jason: o edler
15 küng, ez ist mir nit ain on rat, so hät ir mir hie vor disem
16 volk rat geben, ob nu mein sach anders gieng, da die götter vor siend,
17 so sind ir unschuldig daran, wann ich mich williclich diser sach
18 underwind. der küng sprach: fründ Jason, ich tun ez nit gern, daz du
19 bittest. die götter helffend dir, daz du on schaden davon komst. und
20 also nam er urlaub und berait sich auf den weg. nu waz bi der
21 insul Colcos ain clain insel, diu lag ainen clainen weg davon. in
22 der waz daz guldin fel behüt alz vor geschriben stat. da waz man gewon,
23 über ze varn in ainem clainen schefflin. in daz sazz Jason, und
24 het bei im sein harnasch und allez, daz im Medea het geben, und
25 fur allain über und tet da an sein harnasch, und gieng do
26 sittlich zu dem wider. wa waz do Medea. ich glaub, daz si nit in clainen
27 sorgen waz. ja, si gieng ze obrust uf den balast und sach da ab
28 den turn, und sach da irem lieben Jason nach, und do si sach, daz er
29 sein harnasch anlegt, und gieng uf den weg, do ward si ser wainen,
30 daz waz ain zaichen der minn. si moht sich auch nit enziehen
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1 vil mangs grozzes suffzens, den si liez und sprach haimlich:
2 o fründ Jason, wie gar grozz not und arbait ich von dir leiden bin.
3 ich fürht nit anders, dann ob du von den grozzen sorgen, da du ein komst,
4 meiner ler vergezzist. ist, daz du daz tust, so muss ich ymmer
5 in iamer und laid mein zeit verzern. ich bitt die götter diemüticlich,
6 daz si dich mir frölich her wider sendend. do nu Jason
7 kom zu dem wider und die ochsen ansach, die so grulich flammen
8 liezzend us dem mund, davon der nach wendig luft aller ward dunkel.
9 ez ward auch die hitz alz grozz, daz Jason nit moht komen zu
10 den ochssen. do gedaht er an Medea rat, und nam die salb und
11 salbt da mit sein antlut, den halz, und hend, und wa er sich gesalben
12 moht. er nam auch ( daz ) bild, daz si im gab, und hieng ez an den
13 halz, und bot ez gegen dem fiur, und laz do die gescrift, die si
14 im gab, sibestund und gieng do mänlich zu den ochssen, die liezzend
15 do feintlich flammen wider in, die im verprantend den schilt
16 und den spiezz. do ward ze mal ain grozzer rauch, do wär Jason in
17 dem fiur tod, het er den ochssen nit daz wazzer in den mund gozzen,
18 und alz bald wurdend si die flammen nit mer lauzzen. do zoch sich
19 der rauch uff, und ward wider lieht. do vieng Jason die ochssen mänlich
20 bi den horrnen und zoch si hin und her, und wurdend im
21 undertenig, daz si im nach volgtend, wa er hin wolt. also sätzt er
22 si in ainen pflug, und zwang si mit dem gart, daz er mit in ze
23 aker gieng. darnach gieng er fraideclich zu dem draken. und do in
24 der sach zu im komen, do liez er den schein dez stain, den im Medea
25 gab, scheinen in dez draken augen. von dez stains kraft wegen
26 moht er kain flammen fürbaz us dem mund lauzzen. den selben stain
27 vindet man in India, also schreibt Ysidorus der maister, und haizzt
28 bi uns Smaraldus. dez kraft ist also, welhem vergiffiten tier
29 oder wurm man den stain hebt für die augen, und alz bald er dez
30 scheins enpfindet, so muss ze stund der wurm oder daz tier
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1 sterben, und do der drak also dez scheins enpfand, do moht er
2 nit mer. zu hand nam Jason daz swert und slug in alz lang uf
3 die schupelin, die warend alz hert, alz ob er uf ambozz slug,
4 doch slug er alz vil, biz daz er tot gelag. do der trak tod lag,
5 er gedaht an Medea sein maistrin, und slug im ab daz hapt und
6 slug im us die zen, und sauwt si in daz ertreich, daz er mit den
7 ochssen umbgearen het. darus wuchsend ze stund vil gewapeter ritter,
8 die griffend ze stund zu den swerten, und hubend under in ainen brüderlichen
9 streit, und slug ye ainer den andern ze tod, also daz ir
10 kainer belaib. do er daz allez hät überwunden, do gieng er
11 frölich und mänlich zu dem wider, an dem er kain wer nit envand,
12 den nam er bi den hornen, und stach in ze tod, und zoch im ab
13 sein guldin gewand, und sagt do gnad und dank den göttern, mit
14 der hilff er kom us grozzen nöten, und kom so gar an grozz wird
15 und er, und gieng do mit seinem schatz frölich in daz scheff,
16 und fur über und vand da Hercules und sein ( gesellen ), die
17 sein mit iamer hetend gebiten. die enpfiengend in mit grozzen
18 frauden und sagtend lob den göttern, die in mit gesund her wider
19 hetend gesant, und giengend do mit anander zu dem küng Oetes, der
20 in enpfieng nit durch gantz lieb, wann im laid waz, daz im diu
21 er waz widervarn, und daz er seins schatz also waz beraubt. ez
22 nam auch daz volk ser wunder der schön dez guldin fells. mer nam
23 si wunder, wie daz Jason daz het gewunnen wider die hut dez gotz
24 Martis. Medea diu waz vil fro, und gieng auch, daz si Jasonen sach,
25 und hät im gern, wär ez zimlich gewesen, under allem volk vil
26 mangen süssen kuzz geben, und si sass nach irs vaters gebot zu
27 Jason, und rett mit im mit stillen worten, daz er biz naht zu ir
28 solt komen in ir camer. do nu diu wellt alliu mit der finstriu
29 der naht waz bedäkt, do kom Jason zu Medea nach irem haizzen. do
30 warend si nach ires leibs lust, und nach der minn ordnung, die
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1 naht mer dann halb, mit mangem süssen kuss, und inneclichem
2 umbvachen, und mit dem, daz darzu gehört, vil lieplich bi anander.
3 zu dem lesten rettend si mit anander, wie si mohtend von dem land
4 geschaiden. darnach belaib Jason in dem land mit Medea rat ainen
5 monat. do sich diu zeit vergieng, und si all ir sach nach Medea
6 ler ordentlich wol hetend bestellt, do hub sich ains nahtes
7 Jason Medea und Hercules mit den iren verstolen uss der inseln
8 Colcos also, daz si kain urlaub von dem küng nit namend. o Medea,
9 ez schreibt von dir diu hystori, wie du ze mal vast begertist, daz
10 du bald komist von deinem vater land und sätzist nit für
11 dich kain dein künftig arbait. dir gieng auch nit ze hertzen dein
12 alter vater und daz land und die lüt, und waz all dein sin und mut,
13 daz du komen mohtist in daz land Thesalia, do du doch, alz man
14 liset, dein zeit und dein leben mit grozzem laid und arbaiten
15 haust geendet. daz waz leiht der götter will. man schreibet
16 auch, ee daz Jason sein leben hie verzart, daz er vil grozzer marter
17 laid, ee daz er ersturb, wann er von den göttern verdammet waz,
18 von dem falschen mainen aid, den er Medea het gesworen. waz halff
19 Jason, daz er fiel in schand un laster, da mit er auch fiel in
20 der götter ungenad. man spriht aber ain sprich wort, ez hilfft
21 nit, waz man ertznei ainem toten menschen tut, also lond die götter
22 kain bosshait on rauch ergaun. do si also lang tag und naht
23 furend uf dem mer, do kom Jason und Hercules mit Medea in daz
24 land Thesalia gesund und frisch. do enpfieng si der küng Peleus
25 gar frölich, daz erzaigt er wol mit seinem angesiht, aber in
26 dem hertzen waz im ze mal laid, daz er lebendiger waz her wider komen.
27 doch alz er dem Jason vor hät verhaizzen, daz er in gewaltig
28 machen wolt in seinem land, daz vollaist er im, doch nit gern. do
29 nu Jason also gewaltiger küng ward in Thesalia, do gedauht er an
30 die schand, die im Lamadonta der küng von Troy getaun hät und
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1 überhub sich der grozzen er, diu im zu gangen waz von dem guldin
2 vell, und wolt nit benugt sein an dem künkrich zu Thesalia und
3 warff seinen sin hoch wider Lamadonta den küng und rett davon
4 vil mit Hercules. do nam Hercules der sach pürdiu all uf sich. darnach
5 do clagt Jason und Hercules dem küng Peleo und den andern
6 küngen von kriechen die grozzen versmähd, die in der küng Lamadonta
7 von Troy getaun het in seinem land. si clagtend daz auch
8 allen fürsten und herrn in dem land ze kriechen, und batend si
9 umb ir hilff uff den küng Lamadonta.
10 Hie hebt an daz vierd buch und sagt, wie diu erst Troy
11 erstört ward
12 (H)Ercules, alz vor geschriben stat, nam die bürdiu diser sach
13 allain uf sich, und begert auch, daz er diser sach wär ain getriuer
14 volbringer, und fur in daz land Spertem, daz waz gelegen in
15 Romany, und gehört zu kriehen, und waz kürtzlich zu ainem
16 küngreih worden. da warend zwen brüder küng, der ain hiez Castor,
17 der ander Pollux. von den sagend die poeten, daz si wernd Jovis sun,
18 bey der aller schönsten frawen, diu hiez Dampne. der selben tohter,
19 mainend si, wär auch Helena. die poeten heizzend Helenam Tindari,
20 von ainem land, da si geborn ward. daz selb land, meinend ettlich
21 maister, sey in Cecili, nit verr von der stat Messin. an die
22 selben stat, sagend die poeten, fürti der küng Theseus Helenam, do si
23 dannoch klain waz. do Hercules kom zu den zway brüdern, do clagt er
24 in die smähait, diu Jason und im waz von dem küng von Troy widervarn,
25 und bat si, daz si mit irer maht mit im furend gen Troy,
26 dem selben küng ze schaden. daz verhiezzend si im bey guten triuen
27 williclich ze tun. do schied Hercules frölich von in und kom in
28 daz land Saleminia, daz gehört zu kriechen, und waz kürtzlich ain
29 küngreich worden. da waz ain küng, hiez Thelamon, und waz in streiten
30 mänlich und weiz. do er Hercules sach, do enpfieng er in ze mal
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1 frölich. Hercules sagt im sein bottschafft, und bat in, daz er
2 mit im gen Troy fur mit den andern küngen von kriechen, die im hetend
3 verhaizzen mit im ze varn, zu beschedigen den küng Lamedonta.
4 daz verhiez im der küng ze mal mit gutem willen ze tun. do fur Hercules
5 dannen mit dez küngs urlaub, und kom wider zu seinem
6 fründ dem küng Peleus, und rett mit dem, daz er besant die besten
7 ritter, die er in kriechen gehaben moht, und die bett, daz si mit im
8 furend gen Troy mit den küngen, die er hät gebäten, und fur da ze
9 hand in ain land, daz haizzet Pilon und gehört ze kriechen. da waz
10 herr ain hertzog, hiez Nestor. zu dem kom Hercules und bat in,
11 mit im ze varn gen Troy. daz verhiez er im mit frölichem mut,
12 und wolt im bringen die besten ritter, so er si moht gehaben, wann
13 der selb Nestor het vor lang zeit grozz früntschaft und lieb zu
14 im gehabt. Hercules nam urlaub, und kom aber zu dem küng Peleo.
15 der het nu berait 20 schiff wol gerüst mit den besten und
16 mänlichsten rittern so er si gehaben moht. darnach komend die vorgenanten
17 küng all mit grozzer ritterschafft in die port zu Thesalia,
18 daz si do mit anander in dem namen der götter woltend varn
19 gen Troy. nu waz ez an der zeit, do die sunn gieng in daz zaichen
20 Aries, in dem sich naht und tag gleihet, und hebt sich an
21 daz glentz und hebt sich an ain senftiu zeit, und daz der luft
22 luter wirt, und ist dann gut varen uf dem mer. do diu zeit also
23 fuglich waz, do hubend sich die küng all, und Jason und Hercules
24 uf daz mer und schifftend in dem namen der götter von dem land,
25 und furend alz lang, biz daz si komend an daz land ze Troy,
26 und daz waz umb die zeit, daz diu sunn wolt under gaun. do wurffend
27 si ir anker in daz wazzer, also stundend diu schiff mit gemach. do
28 si die naht also lagend, und daz lieht dez tags dez morgens uf gieng,
29 do stiezzend si zu dem land, und trattend uf die erd, daz si doch
30 on schaden tun mohtend, wann in daz niemand wertt, wann der
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1 küng von Troy kain sorg het, daz im iemand zu schaden kom in
2 sein land. die kriechen zugend us den schiffen ir ross und ir harnasch
3 und slugend uf iriu zelt, und besätztend ir hut allenthalben,
4 nach dem si duht, daz ez nütz wär. nu het der küng Peleus die küng
5 all, Jason und Hercules besant zu im, und rett mit den also: o
6 ir edeln mänlich fürsten und herrn, von iur mänlichen ritterschafft
7 ist wol kunt aller diser wellt, und ist auch nie gehört worden, waz
8 ir ritterlicher sach habt angehebt, daz iu daran ye missling. nu ist
9 ez rehtiu redlichiu ursach, darumb wir komen sind in disiu land,
10 und daz ist auch ain wol gevallen den göttern, daz wir uns
11 mänlich sullend erbieten gen dem grozzen übermut, den der küng von
12 Troy den unsern hät erzaigt. uns ist auch notdürftig, daz wir unser
13 sorg setzend uf drei sach. zu dem ersten, wie daz wir uns also
14 bewarend vor den veinden, daz si iht sighaft an uns werdent. zu dem
15 andern mal, daz wir uns ritterlichen und mänlichen stellent
16 wider unser veiend. zu dem dritten sol all unser sin und mut, wie
17 wir unser veiend bringen mugend in unser gewalt, davon wir mugend
18 grozz gut und er gewinnen. ez ist iu allen wol kunt, daz diu stat
19 Troy ze mal vil grozz reihait hät. ist daz wir die ritterlich mugend
20 in unser gewalt gewinnen, so hab wir nit alz vil schiff, die
21 daz gut allez mugend getragen. do der küng Peleus seiner wort ain
22 end tet, do anttwurt im Hercules vor den andern und sprach: loblicher
23 küng, ez ist loblich, daz ir gesprochen haund, auch dünkt
24 mich daz nützlich sein, ee daz der tag mit seinem lieht die erd
25 bedek, daz uns vermeldet in disem land, daz der küng Thelamon
26 mit seinem volk, und ir mit iurm volk, und ich mit den, die zu uns
27 gehörend, sullend uns in ainer still machen zu der stat und uns da
28 verdrüken in die weingärten, die nachend bi der stat ligend, und
29 siend da biz der tag komt, so wirt dann unser kunft bald komen
30 vor den küng Lamedonta, der wirt sich dann zu stund mit den
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1 seinen eylen zu den schiffen, und waizz uns dann da nit verborgen.
2 wann er dann komt zu dem mer, so vindet er unser volk werlich
3 wider si, und in unser ersten schar sol haptman sein der hertzog
4 Nestor, in der andern der küng Castor und in der dritten der küng
5 Pollux. die sullend sich an disem gestat ritterlich wider die von
6 Troy ze wer setzen. aber wir, die dort sullend verborgen ligen,
7 sullend ze stund und der küng uss der stat komt, mit unser manhait
8 in die stat vallen. wann der küng Lamedonta zwischen uns
9 also komt, so ist ez mit der kraft der götter und unser kraft ze
10 mal ring, daz wir den sig behaben. diser rat der geviel in
11 allen wol. ze stund do hub sich der küng Thelamon, Peleus, Jason
12 und Hercules mit irem volk zu der stat. daz ander volk allez
13 wappet sich und wolt da werlich beleiben. do nu diu sunn begund
14 scheinen, do ward in dem land ze stund ain geschray, wie daz ain
15 frömd volk wär bi dem mer. do daz der küng vernam, do hiezz
16 er all sein ritterschaft, daz si sich soltend wappen, und auch waz
17 er gutz jungs volks het in der stat. do nu der küng sein volk
18 ordentlich het und ritterlich het geordnet, do eilt er ze stund
19 mit den sinen zu dem mer, und west nit umb daz volk, daz bi der
20 stat verborgen lag. do die kriechen an dem gestat sachend
21 so vil gewapetz volks komen uss der stat, do sätztend si sich mänlich
22 gen in zu weir. nu waz der hertzog Nestor der erst mit seinem
23 volk, der sich mänlich hub in den streit, und do hub sich
24 under in ain grozzer streit, ye ainer ritterlich wider den andern,
25 do ward von den spitzzen in dem luft ain solich krachen,
26 alz ob ain wald mit anander nider brach. ez ward auch von den
27 swerten ain klingen, alz ob ymmer von himel grozz doner sleg
28 komend. do viel ainer hie totter, der ander hart wund, zu baiden
29 tailen, daz diu erd alliu farbet von dem blut. der von Troy waz
30 ze mal vil, die do fahtend wider den hertzog Nestor, der
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1 allain dannoch mit seinem volk waz in dem streit. darnach
2 kom der ritterlich mänlich küng ( Peleus ) mit den sinen wider
3 die von Troy. do erhub sich ain grozzer streit. da ward daz gesrai
4 grozz, und wurdend der von Troy vil erslagen, aber der küng von
5 Troy kom alz ain grimmer leo den seinen zu hilff, und tet
6 da mit seinem leib grozz manhait. den stach er von dem ross, den
7 wundet er, den erslug er, und waz ain vestiu muren vor den sinen
8 wider die kriechen, und liez do vil der toten nach seiner mänlich
9 tat. do kom der küng Peleus in den streit mit seinem volk. do er
10 sach, daz die von Troy alz vast den kriechen ob lagend, do
11 sätzt er sich ritterlich wider si und slug der von ( Troy ) vil
12 ze tod. do waich der von Troy ain clain us dem streit, und do er
13 sach die sinen also kränklich fehten, do vorht er ainen grözzern
14 schaden, darumb hiez er die sinen ain wenig hinder sich weichen,
15 und braht si all ze samen, und hub sich do ritterlich in den
16 streit. do sach der hertzog Nestor den küng Lamedotem an, und gedaht
17 wol, wie ez der küng wär, und liez do all sach, und riht daz
18 ross wider den küng mit ainem snellen lauff. do daz der küng
19 Lamedonta sach, ze stund riht er seinen zaum unerforht wider den
20 Nestor, und nam daz ross mit baiden sporn zu dem lauff, und
21 stach seinen spiezz mit kreften uf dem Nestor enzwai. von dem
22 stich er sicher tod wär, het er nit so gut harnasch gehebt. der
23 hertzog Nestor stach den küng mit seinem spiez, daz er wunder
24 viel von dem ross. der küng Lamedonta ersrak nit von dem vall, und
25 forht im auch nit von der wunden, und sprang mänlich von der
26 erd und lof Nestorn an mit erzüktem swert. nu het der küng ainen
27 jungen ritter, der hiez Cedar. do er sach seinen herrn in also
28 grozzen nöten fehten ze füssen, ze stund nam er sein ross ritterlich
29 zwischen die sporn, und kert sich gen dem Nestor, und stach
30 in von dem ross, daz er gelag vor seins herrn dez küngs füssen,
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1 do daz der küng sach, do loff er in an mit erzüktem swert,
2 und slug in mit vil grozzen slegen uf den helm alz krefticlich,
3 daz er im daz nas band allez zertrant, und wundet in under die augen.
4 do wär Nestor sicherlichen tod, wann er ettwaz von dem blut und
5 von den slegen taubt waz, wernd die kriechen nit alz bald mit
6 grozzem volk im ze helff komen. do wurdend der kriechen vil erslagen,
7 doch hulffend si dem Nestor uf daz ross. die von Troy
8 hulfend irem küng auch zu seinem ross. der küng Castor, do er also
9 faht in dem streit, und sach, daz der jung ritter Cedar den hertzog
10 Nestor stach hinder daz ross, do wolt er in rechen, und want
11 sein ross gen dem ritter. daz sach an sein fründ, der hiez Seguridam,
12 der nam seinen spiess, und stach ritterlich uf den küng Castor,
13 daz im der schilt viel von dem hals, und rant in do mit erzüktem
14 swert an, und slug in mit kreften uf den helem also daz er viel
15 von dem ross, und daz ross vieng Seguridam, und gab ez ainem
16 seinem diener. do der küng Castor also ze fuss waz, do maintend in
17 die von Troy vachen oder ze tod slachen. der wärt er sich ritterlichen,
18 aber ez waz sein manhait ze clain wider alz vil. do kom der
19 küng Pellux mit siben hundert guter ritter von kriechen dem küng
20 Castor ze hilff, und faht mit den seinen mänlich wider die von
21 Troy, die da den küng also woltend erslahen, und halff in ze stund
22 uf ain ross, und kert sich do ze stund an ainen von Troy hiezz
23 Heliachim der im zu dem ersten begegent, der selb waz dez küngs
24 sun von Cartago und waz swester sun dez küngs von Troy. den selben
25 wundet Pellux alz ser, daz er von der selben wunden viel
26 toter von dem ross, und daz sach Lamedonta der küng, und begund
27 in ser wainen, und samet die seinen alz zu samen und bat, und
28 mant si all, daz si im ritterlichen hulffend rechen seinen fründ,
29 und bliez do sein horn, ze stund komend zu im siben tusend mänlicher
30 ritter, und rant do die kriechen veintlich an, wann in
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1 zwang laid und zorn. da vielend der kriechen vil, also daz si
2 ez lenger nit mohtend leiden und fluhend biz uf daz mer zu iren
3 schiffen. do het der küng Lamedonta on zweifel gesigt. do kom gerant
4 ainer von Troy also wunder gerant us der stat, der hiez Dotes
5 zu dem küng, und moht vor laid kaum gereden, und sagt im,
6 daz diu stat wär verlorn. do daz der küng erhört, do ward er von
7 hertzen betrübt und rufft den seinen ze samen, und liez die kriechen
8 siglos uf dem gestat, und kert sich gen der stat. do rait er
9 nit verr mit den seinen, die im dannoch warend beliben, do sach er
10 ainen huffen der veind gen im ziehen us der stat. do er do hinder
11 sich sach, do sach er die siglosen kriechen im mänlichen nach ziechen.
12 do west er nit, waz er tun solt, wann er sach, daz er umbgeben
13 waz mit den veinden. waz solt er tun. er und die seinen kertend
14 sich mänlich gen den veinden und gedahtend, daz besser wer, ritterlichen
15 sterben, dann komen in der kriechen gewalt. do ward ze
16 mal ain herter streit. ez waz aber den von Troy ungeleich, wann der
17 kriechen vil mer waz. do vielend der von Troy vil, und ward ir
18 spitz zertrant, und ainer von dem andern geschaiden, wann si mohtend
19 dem grozzen volk nit widerstan. da must ir vil tot vallen uf die
20 erd. do sach Hercules den küng Lamedonta so mänlichen und
21 ritterlichen fehten wider die kriechen, und kert wider in sein
22 ross und rant in an mit erzüktem swert, und slug in also hart durch
23 den helm, daz der edel küng von dem slag toter fiel von dem ross,
24 und slug im ab daz hapt und warff ez under diu ross. do daz die von
25 Troy ersachend, do wärnd si mit eren all gern tod. waz mohtend
26 si aber getun, do si iren herrn also hetend verlorn. si hetend
27 kainen trost mer und vielend da on zal, und liezzend den kriechen
28 daz feld, und hubend sich an ain fluht. da ward ir on zal erslagen.
29 do het der streit ain end. da zugend die kriechen mit grozzem sig
30 in die stat. da fundend si nit dann weib und alt mann inn. ez
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1 luffend diu edel weip und junkfrawen in der stat und westend
2 nit, waz si tun soltend, wann si nindert warend, und fluchend in die
3 tempel der götter. do luffend die kriechen in iriu hüser, und fundend
4 dar inn überflüssigen grozzen schatz, daz si allez samt namend in
5 ir gewalt. also warend si ainen gantzen monat in der stat, daz
6 si nihtz schuffend, dann daz si in iriu scheff trugend allez, daz
7 si fundend in der stat. zu dem lesten luffend si in die tempel
8 der götter, und slugend da bosslichen ze tod jung und alt, und nament
9 auch daruss, waz si gutz darinn fundend. allain liezzend si
10 leben, waz si fundend junger edler frawen und junkfrawen, die
11 fürtend si mit in in ir land, da mustend si in dienen biz an ir
12 end. darnach hubend si an, die hochen mur und tur ze brechen, und
13 auch die schönen balast in der stat züntend si an, und liezzend
14 ez allez prinnen, und do si komend in dez küngs Lamedonta palast,
15 do fundend si die edeln schönen junkfrawen Polisenam,
16 diu waz dez küngs tohter. o ez wer wol, daz siu nie wär geborn.
17 die gab man do zu seinem lon dem küng Thelamon. ditz waz ain
18 wunderlichiu undanknam ainem mann, daz er zu sinem sig nam ze
19 lon und alz edel hochgeborn schön tohter, und daz er die fürbaz
20 hielt alz sein zuweib, diu im doch von adel mer dann geleich
21 waz, daz er si im ze rehter ee wol moht haben gesellet. ez waz dir
22 auch wol ze vil, daz du si also soltist haben zu deinem lust. do si
23 nu die stat all von grund erstörtend, do schiedend die kriechen mit
24 dem raub und den gefangen von dem land Troy und schifftend in dem
25 namen der götter gelüklich haim ze land, und gabend do iren
26 göttern groziu opfer. sich frauwet auch daz land kriechen dez grozzen
27 sigs, und auch dez grozzen gutz, daz si gewunnen hetend, davon
28 daz land allez reich ward, der ir nachkomen lang zeit reich warend,
29 doch komend si dez doch hin nach in grozzen schaden.
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1 Hie vor ist gesagt, wie diu erst stat Troy ward erstört von
2 Hercules und Jason
3 Alz nu diu stat Troy von grund erstört waz, und ir küng Lamedonta
4 bösslich waz erslagen, mit so vil edeln, mänlichen rittern, und daz
5 alz vil edler junkfrawen warnd gefangen, under den auch waz
6 dez küngs tohter Exiona, o ir weisen und witzigen diser wellt
7 bedenket, und trahtet wie gar zweifelich sind die lauff diser
8 wellt, und wie gar notdürftig ez ist, daz man sich hüt vor clainen
9 sachen, da mit man den lüten widerdriezz mag tun, wann ez hät ain
10 geleichnuss dez fiurs, wann us ainem clainen gleimel, daz in
11 der aschen leit, mag wol ain grozz fiur werden. also mag us ainem
12 clainen unwillen der lüt gen anander, mag wol ain grozzer schad
13 komen. also beschach dem küng Lamedonta, davon daz er den kriechen
14 urlaub gab uss seinem land, darumb verlos er den leib, und ward
15 diu stat erstört. ez het aber da mit nit ain end, wann ez kom
16 vil manigfeltig groz übel darnach, von dem diu wellt biz her und
17 noch in lang zeit hät ze reden. der küng Lamedonta hät ainen sun,
18 der hiezz Priamus, der waz zu den zeiten ain mänlicher fraidiger
19 ritter, und ze mal weiz und witzig. der waz zu den zeiten nit ze
20 Troy, wann in het sein vater gesant wider ainen seinen
21 veind, den het er besezzen uf ainer vest und lag da vor mit
22 grozzem volk, und mit seinem edeln weib, diu hiezz Hecuba. bey der
23 het er fünf sun und drei töhter. der erst geborn hiezz Hector,
24 und waz der sterkst und fraidist zu den zeiten under allen
25 rittern, von dez ritterschaft man wirt hörn in disem buch.
26 der ander hiezz Paris, der auch hiez zu seinem zu namen Alexander,
27 der waz ain guter schütz. der dritt hiez Deyfebus, der waz fraidig
28 und beschaiden. der vierd hiez Helenus, und waz wol gelert der
29 kunst Astronomia, also daz er künftigiu ding kund sagen. der fünft
30 und der jüngst hiez Troylus, ain beschaider jüngling, und
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1 ain stoltzer ritter. ez schreibt der maister Virgilius, daz der
2 küng Priamus dannoch hät zwen sun, der ain hiez Polidor, und do
3 die kriechen in woltend besitzen, do schikt er in mit grozzem
4 gut zu ainem küng, der waz sein fründ. do der sach, daz ez dem
5 küng Priamus nit wol gieng in dem krieg, do hiez er den knaben
6 von dez gutz wegen tötten. der ander hiez Gandes, von dem die
7 poeten vil mär schreibend. diu erst tohter hiezz Cleusa, da mainend
8 die poeten, daz siu wär Eneas weib. diu ander hiezz Cassandra und
9 waz gelert in aller kunst. diu dritt hiez Polisena, diu schönst
10 aller weib, diu waz junkfraw. ez hät auch der küng Priamus
11 dreizzig sun bi ander frawen, die all wernd fraidig und mänlich
12 ritter. der erst hiezz Odinal, der ander Anthoni, der dritt Estron,
13 der vierd Deluris, quintus Sintilenus, sextus Qutilenus, septimus
14 Modemus, ottanus Cassilalas, nonus Deriadoron, decimus Dorastarus,
15 11. Pittagoras, 12. Cicinaloth, 13. Heliastas, 14. Menelaus,
16 15. Ysidorus, 16. Corras, 17. Calidomas, 18. Emargaras, 19.
17 Madion, 20. Sardus, 21. Margariton, 22. Achilles, 23. = Amphimachus
18 24. Primus, 25. Mathan, 26. Armadian, 27. Diltes, 28. = Codelaus,
19 29. Dulgas, 30. Cador von der insul. do der küng Priamus
20 mit seinem weib und seinen kind lag vor der vest, do komend
21 im diu laidigen mär, wie im die kriechen seinen vater und allez
22 sein volk hetend erslagen, und die stat erstört, und vil der
23 jungen frawen und junkfrawen und auch sein swester Exionam warnd
24 gefürt in daz ällend. dez ersrak der küng inneclich, und zoch ze
25 stund von der vest hin zu Troy. und do er die stat sach also
26 zerfürt, do vertraib er vil tag mit grozzem laid. zu dem lesten
27 nam er im ainen guten mut und gedaht im, daz er die stat wolt
28 wider buwen, und wolt si alz groz und alz vest machen, daz er kain
29 forht wolt haben, daz im diu stat würd abgewunnen, und hiez daz
30 gemür rumen, da diu alt stat waz, und hub an ain groz mehtig
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1 stat, in dem namen dez gotz Neptuni, und hiez si aber Troy. diu
2 stat het an dem umbgang drei tagwait lang. man schreibt auch, daz
3 vor noch nach nie kain grözer stat ward gemaht. die mur umb die
4 stat waz zwai hundert dum elen hoch, alz mit gefiertem marmelstain,
5 mit mangerlay farb geziert, und mit hochen turen, die
6 nit verr stundend von anander. disiu stat het sex namlichiu tor,
7 daz ain hiez Dardanides, daz ander Timbrea, daz dritt Helias, daz
8 viert Cothas, daz fünft Troyana, daz sehst Anthenorides. diu tor warend
9 mit festen hochen türen behüt. ez waz auch diu mur umbgeben
10 mit ainem tiefen graben, der waz ze mal weit. in der stat warnd
11 on zal vil schöner balast, da die herrn und die bürger inn wontend.
12 man schreibt auch, daz kain hus wär ze Troy, daz zu dem aller minsten
13 hat 60 elen an der hoch alz mit marmelstain gemaht, und mit
14 schönen gemeld geziert. diu stat waz alliu schön gepflestert, und
15 durch all gassen ran ain bach, der die stat suber hielt vor
16 allem unflat. ez warend in der stat die besten maister von allem
17 werk, die man finden moht in aller der welt. da mitten durch die
18 stat ran ain wazzer hiez Xantus, und tailt die stat in zwen tail,
19 daran lagend mülin on zal. ez hiez der küng von allen seinem
20 land daz volk ziehen in die stat, also ward Troy fol folks.
21 daz volk in der stat lebt nach allem wollust. ez ward zu dem
22 ersten ze Troy erfunden schachzabel und bret spil, und vil ander
23 spil, der man vor nit hät.
24 Hie hebt an daz fünft buch und sagt, wie der küng Priamus hub an
25 ze buen die grozzen Troy
26 Der küng Priamus hiez im selber machen ainen balast, bi dem wazzer
27 uf ainer hoch, ze mal grozz und köstlich, und hiez den Hylion und
28 waz gemachet maisterlich, und geziert über all mass. der balast
29 lag uf ainem berg, der waz abgesliffen gen dem wazzer, die mur waz
30 fünf hundert schuch hoch on die turen, die warnd alz hoch, daz
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1 si die wolken offt bedäktend. der balast waz innan geziert mit
2 camern und selen, alz zierlich und köstlich, daz davon niemand
3 geschreiben kann.
4 Alz nu der küng Priamus die stat Troy het nach seinem willen volbraht
5 und daz diu stat waz mit ainem grozzen volk erfüllt,
6 und mit mangem mänlichen zierlich ritter, und darzu mit grozzem
7 reichtum, do hät er ainen festen mut wider die kriechen, die im
8 so grozzen schaden und schand hetend getaun, und besant ains
9 tags allez sein volk, da warnd auch sein sun all on Hector, der
10 waz in dem land Panonia von seins vaters haizzen wegen, wann
11 daz land gehört zu Troy. do sazz der küng mit seiner gezierd in
12 dem künglichen sal, und hiezz ruffen ain still, und sprach zu
13 in also:
14 O ir lieben getriuen, ir sind mir gesellen meins laids, wann ez
15 iuch auch antrifft. ir wizzent wol, wie gar fraufelich und
16 bösslich umb clain schuld die von kriechen mit so grozzem
17 übermut und in grozzer hoffart komend in unser land, und mir
18 da haund meinen vater, und iu iur vetter und ander fründ bösslich
19 erslagen, und mir mein swester Exionam, die von ainem alz edeln
20 stamm geborn ist, haund gefürt in daz ellend, und daz si der,
21 der si da helt, hät alz sein zuweib, mir und allen den meinen
22 ze schaden. si haund iu auch iur muter und swester gefürt, da
23 si ewiclichen müssend aigen sein, und haund uns die stat erstört,
24 die unser vordern lang zeit mit gutem gemach haund besezzen, und
25 haund die unser beraubt dez gutz, daz si lang haund behalten.
26 nu wär daz gereht und billich, daz man mit der götter hilff, daz
27 wir mit gemainem rat bedehtend, wie daz wir uns an in rächend
28 der hoffart und dez grozzen unrehtz, daz si uns getaun haund.
29 ir sächend und wizzend wol, daz wir ain grozz mähtig fest stat
30 haund, so sei wir auch wol bewärt mit grozzem mänlichem
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1 ritterlichem volk, darzu habend wir über all mauss genug allez,
2 daz man bedarff ze essen und ze trinken, so habend wir auch von vil
3 mähtigen küngen grozz hilff und rat. darzu habend wir silber und
4 gold alz vil alz wir bedurffend. darumb dünkt mich, daz uns diu
5 zeit nu füglich sei, daz wir wider unser veind, die uns als groz
6 laid getaun haund, daz swert sullend werlich nemen in die hand,
7 also daz wir uns ritterlich und mänlich erzaigend in ze schaden.
8 darzu sullend wir all willig sein, wann ez uns all gemain antrifft.
9 aber alz ir all wol wizzend, ( daz ) aller krieg und streit zweifelich
10 ist, darumb wär gut, daz wir sein möhtend über haben sein.
11 aber daz grozz unreht, daz uns beschächen ist, und der grozz schad
12 und smähait, daz enzündet mir all mein gemüt, und so ich gedenk,
13 wie mein swester Exiona gehalten wirt in dem ellend, von ainem
14 frömden mann, darumb bitt ich iu alsamd gemainlich, daz ez iu gevallen
15 sei, daz wir, ee daz wir den krieg mit den kriechen an hebent,
16 si manend und ratend, daz si mir mein swester Exiona
17 wellend wider anttwurten, und daz wir fürbaz dann clain clag mer
18 von in habend, und daz wir fürbaz die schand und laster lassend
19 mit verdäkten augen beleiben, und dez nimmer mer gedenkend. also
20 tet der küng ain end seiner red. all die da stundend, lobtend
21 all dez küngs rat. do daz der küng von in vernam, da bat er den
22 erbern weisen witzigen man Anthenor, daz er der sach ain getriuer
23 bot wär gen kriechen, und im die arbait von seiner bät wegen nem.
24 daz gelobt im Anthenor allez williclich ze tun.
25 Do hiez im der küng ze stund beraiten ain schiff, mit allem
26 dem, dez er bedorfft. darein sazz er mit seinen dienern, und hiez uf ziechen
27 die segel, und fur alz lang mit gutem wind, biz daz er
28 kom zu der stat Thesalia, da der küng Peleus gesunder inn waz.
29 und er für in kom, do enpfieng er in dez ersten frölich, und fraugt
30 in, waz sein gewerb wär. do sprach Anthenor: ich bin gesant
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1 von dem küng Priamus von Troy zu iu, und haizzt iu da sagen,
2 daz er main, ez sei iu nit vergezzen daz groz fräfel unreht, daz ir
3 im getaun haund, wann ir on grozz ursach seinem vater komend in sein
4 land, und in bösslich erslugend, und erstörtend im sein stat, und
5 erslugend im alz sein volk, die doch die götter hatend lauzzen
6 leben, und haund im vil edler frawen in daz ellend gefürd, under
7 den auch waz sein swester Exiona. nu seit ir ain alz wolbeschaider
8 küng, darumb haizzt iuch der küng, Priamus bitten und manen, daz
9 davon fürbaz da mit künftig schaden gestillt werdend, und daz im
10 sein swester Exiona wider werd, und aller schad ab sei, der im
11 sei beschächen. do der küng Peleus die red vernam, er ward vor
12 zorn entzünt, und anttwurt mit hofertigen worten, und hiez den
13 boten zu stund von seinen augen gaun, und daz er kain stund lenger
14 belib, er hiezz in bösslich tötten. do daz Anthenor vernam, er
15 schied on urlaub von dem küng und sazz in daz schiff und
16 schifft von dem gestat uf daz hoch mer, und fur tag und naht, biz
17 daz er kom gesunder in die stat Salemina. do sazz der küng Thelamon.
18 zu dem gieng Anthenor, und do in der küng an sach, do enpfieng er in
19 nit mit ainem frölichen angesiht, wann er von Exiona wegen ainen
20 steten hazz het wider die von Troy. zu dem lesten fraugt er Anthenor,
21 waz sein gewerb wär. der sprach: ich bin ain bot Priamus,
22 dez küngs von Troy. der haizzt deiner edelkait sagen, daz du im sein
23 swester Exionam, die du haltest in deinem hof anders dann billich,
24 si wider gebist, wann ez iu nit vast erlich ist, daz ir ains solhen
25 küngs swester, die so von hochem adel ist, sullt haben für iur
26 zuweib, und daz billich wär, daz siu von ainem, der alz edel wär
27 alz ir oder halt von grözzerm adel, solt mit elichen sachen werden
28 gehandelt. ist daz ir im die wider gebend, so mag er si leiht nach
29 seinen eren geben ainem mann. do der küng Thelamon die red vernam,
30 ze stund ward er erzürnet, und sprach mit spotlichen worten:
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1 fründ wer du bist, mich wundert ser uf deinen küng, daz er alz
2 leiht mutig ist, wann ich im, noch er mir keiner früntschaft sind
3 gebunden. darumb wil ich kain sein bet erhörn. ez waiz auch dein
4 herr wol, daz ich mit andern küng von kriechen fur wider seinen
5 vater Lamedonta umb daz unreht, daz er den unsern het getaun.
6 do waz ich mit meiner manhait, und mit grozzem vergiezzen mein
7 blutz, der erst in die stat ze Troy waz. do ward mir geben Exiona,
8 daz ich mit ir het allen meinen willen, daz haun ich nit für ain
9 clain gaub, wann sie über all mauss schön ist. darumb sag deinem küng,
10 well er sein swester wider haben, so muss er si gewinnen mit
11 dem swert. du dünkst mich auch ze mal ain tor sein, daz du dich der
12 botschaft haust angenomen, davon schaid bald von diser stat, tustu
13 dez nit, so wizz sicherlich, daz du wol maht vallen in den tod.
14 do daz Anthenor erhört, ze stund schied er von dem land und fur
15 alz lang, biz er kom in die stat Achaia. do vand er den küng
16 Castor, und seinen bruder Pellux, von den ich vor haun gesagt. und do
17 stund Anthenor von dem schiff und sagt in dez küngs Priamus botschafft,
18 daz man im wider geb sein swester. do anttwurt im der küng
19 Castor mit erzürnotem mut und sprach: fründ wer du bist, wir gelaubent
20 noch mainent nit, daz wir ihtz getaun habent wider deinen
21 herrn, wann der küng Lamedonta sein vater maht im selber daz übel,
22 wann er unversinnelich grozzen widerdriess tet ettlichen unseren
23 grösten herrn von kriechen. darumb habent wir sein veintschafft lieber
24 dann sein früntschaft, wann wir von der vordern sach wegen wider
25 in und die seinen allzeit wellent veintschaft haben. ich gelaub
26 auch, daz dich dein herr nit vast lieb hab, der dich in solher botschafft
27 hät gesant. du erzaigst auch wol, daz dir dein leben nit lieb
28 ist, daz du umb solich sach bist komen in ditz land. du solt dich
29 auch kain stund lauzzen heben in disem land oder du wirst ze stund
30 getött. do Anthenor disiu wort vernam, do schied er on urlaub
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1 von in in sein schiff, und hiez ufziehen die anker, und schifft
2 do hin zu der stat Pilon, do der hertzog Nestor waz gesessen. zu dem
3 gieng Anthenor und sagt dem, daz er wär ain bot dez küngs Priamus,
4 und sagt im sein botschafft, alz er si vor het gesagt dem küng Castor
5 und Pellux. do nu Nestor Anthenors red vernam, do ward er aller
6 vor zorn entzünt, daz er gel ward an der farb, und anttwurt im hoferticlich
7 und sprach: du böser kneht, wie bistu ie alz dürstig gewesen,
8 daz du mit solhen worten soltist für mein augen komen, und daz mich
9 nit widerzug mein adel, ich hiez dir die zungen us dem hals reissen,
10 diu sollich red hät getaun, und het dich auch zu schanden
11 deinem küng an ain pferd haizzen binden, und dich durch die
12 strass ziechen. Anthenor ersrak diser red, und forht den wütrich
13 Nestor, und schied von im ze stund, und kom in sein schiff, und hiez
14 uf ziehen die segel und fur von dem land in daz mer. do kom ain
15 veintlicher nebel, und bedäkt mit ainer finstriu den luft,
16 da wurdend die wind vast wäen, und von doner slegen ain grozz krachen,
17 do ward der regen giezzen mit den donern und mit feintlichen
18 blitzen, davon wurdend uf dem mer grozz und, also daz daz schiff
19 fur ietzo hin, ietzo her, und daz Anthenor und die seinen sich dez
20 lebens hätend verwegen, und do si in den ängsten warend, do
21 ward den göttern von in vil grozzer opfer gehaizzen. also warend si
22 drei tag in der arbait. an dem vierden tag gelag der wind, und ward
23 daz mer senft, und do si also komen warend von den sorgen, do wurdend
24 si frölich, und komend do gesund in daz land ze Troy. alz bald
25 si do uss den schiffen tratend, do giengend si in der götter
26 tempel, und vollaistend da ir gelübt, und darnach gieng Anthenor
27 mit den seinen uf dez küngs balast. do nu Priamus sass mit seinen
28 dienern und den herrn von dem land, do sagt im Anthenor allez, daz
29 im von den kriechen waz geanttwurt, von ieglichem besunder. do der
30 küng daz vernam, do ward er von laid inneclich erwegt, daz sein
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1 bot von den kriechen alz übermüticlich waz enpfangen, und hät
2 fürbaz kainen trost mer nach seiner swester.
3 Daz sehst buch sagt, wie daz der küng Priamus schikt seinen sun
4 Paridem mit volk gen kriechen, daz er in schaden tet
5 (D)o nu der küng Priamus sicherlich hört von Anthenor, daz im
6 die kriechen ye woltend hazz tragen, und daz si wider in und die
7 seinen sich also hetend erzaigt, und daz ir gemüt nit moht erwaicht
8 werden, daz im sein swester wider würd, do gedaht er in seinem mut,
9 wie daz er ain grozz volk mit vil schiffen den kriechen ze schaden
10 in ir land ( schikt ). aber sagan du küng Priame, waz dich betrug,
11 daz du deinen geruten mut nit mohtist ziehen, daz du hetist gemach
12 gehebt, und daz du dich nit zugt von den bösen gedenken, und daz du nit
13 kundist verdrüken daz unreht, daz dir vor vilen jarn waz beschächen,
14 du haust nit angesächen alz der weiz man spriht: der sicher und
15 wol stat, der sol sich nit weigen, wann wer sitzt uf ainer ebniu,
16 der mag nit vallen. du woltist dich aber lauzzen uf ainen zweifel,
17 und daz du den lüten dich gebist zu ainer sach, daz man lang zeit
18 must von dir sagen, wann ez den lüten lustlich ist ze hörn, so man
19 von solhen sachen sagt.
20 Wie der küng Priamus besant all sein fürsten und herrn und
21 het iren rat
22 (D)er küng Priamus besant all sein fürsten und herrn dez lands, und
23 auch daz volk der stat ze Troy in den balast Ylion, und sprach zu
24 in also: säht, alz von meinem und iurm rat Anthenor gesant ist gen
25 kriechen, daz er wider fordert mein swester Exionam, daz der hazz
26 den wir wider si haund, und daz wir krieg und streit vermeident
27 fürbaz hin, der ist komen alz ir wol wizzent, und wie man im hät
28 alz üppiclich geanttwurt und haund nit bedaht den grozzen schaden,
29 den si uns getaun haund, und mainend uns noch grözzer schaden ze
30 tun, daz si doch mit den worten erkantend, daz si uns unreht
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1 hetend getaun. nu gelaub ich, wir siend mit der hilff der götter
2 mähtiger dann si. so habend wir ain vest und wolbehüt stat, ob halt
3 der mertail der wellt wider uns wär. wir habend auch mangen fraidigen
4 und mänlichen ritter ze ross und ze fuss, die zu fehten wol gelert
5 sind. wir habend auch aller kost genug, also daz uns nihtz
6 gebriht zu dem krieg. darumb düht mich gut, ob ez iu gefiel, daz
7 wir wider unser veind unser kraft übtend, und daz wir unser volk
8 ettwa schiktend zu schaden in ir land, und daz wir si also unwizzend
9 überzugend, da mit wir in grozzen schaden mugend tun, ee
10 daz si sich zu weir mohtend setzen. nu ist disiu sach also gestalt,
11 daz iur ieglicher leib und leben wagen sol, ob wir unser
12 schaden ettwaz mohtend werden ergetzt, und sol auch nit ersreken,
13 daz si ettwenn unser vordern haund angesigt, wann ez ist nit niu,
14 ob der, der ist obgelegen, hin nach underleit.
15 (A)ll die do stundent, geviel dez küngs rat wol, und erzaigtend
16 sich in allen sachen willig sein dem küng. dez ward der küng Priamus
17 fro, und stund im do sein sin und mut, wie er sich an den kriechen
18 moht errechen, und gab in do allen früntlichen urlaub, und belaib er
19 und sein sun in dem balast. do waz auch Hector, wann er waz komen
20 von dem land Panonia, und do rett der küng mit in allen, aber
21 ee er die red anhub, do begozz er die waung mit zehern und sprach:
22 (I)r lieben sun, gedenkt ir nimmer in iurm sinn iur fordern
23 tod, die fänknuss Exione, die da unerlich wirt gehalten bei iurn
24 lebendigen tagen, und ir doch alz mehtig sind. ez wär doch wol und
25 reht, daz ir iuch soltend ze mut setzen, wie daz ir iur forder
26 rächend, und wolt ir ez nit durch iren willen tun, so solt ir ez
27 doch von meinen wegen tun, wann ich davon so grozz leiden täglichen
28 trag, daz ir mir doch von natürlicher triu wegen billich sullend
29 helfen tragen, wann ich iu von jugend uf haun erzogen, biz daz ir all
30 ze mannen worden sind. und kert sich do gen dem Hector und
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1 sprach: und du aller liebster sun Hector, wann du bist der erst geborn
2 under deinen brüdern, so tu, daz ich dich haizz, und biz gehorsam
3 meinem gebot. du solt allain sein ain fürst und ain leiter
4 diser sach, und all dein brüder, und auch alz unser volk sol dir
5 undertenig sein. ich waizz, daz du mit deiner kraft die hofertigen
6 und die übermütigen kanst drüken. so wil ich mich nu fürbaz hin
7 diser sach nitz annemen, und wil dir die bürdiu legen uf deinen
8 rüggen, wann du mit deinem leib vil arbait maht erleiden, daz ich
9 nit getun mag von blödiclait meiner natur, wann ich komen bin in
10 daz alter. also tet der küng ain end seiner red.
11 Wie der mänlich Hector gab ainen rat seinem vater dem küng Priamus
12 (D)ez vaters rat anttwurt Hector und sprach: lieber herr der küng
13 und vater, ez ist nit menschlich, und ist wider menschlich natur,
14 der nit gedenkt sich ze rechen gen dem, der im laid hät getaun.
15 und ist daz wir, alz wir geborn sind von grozzem adel, und den
16 grozz schand ist beschächen, wann darnach und die lüt geborn sind,
17 darnach ist ir schand grozz oder clain. sind begernd uns an unsern
18 veinden ze rechen, so sei wir von natur nit böser dann ander lüt, wann
19 man sicht, daz ain unvernünftig tier daz tut. lieber vater nu ist
20 kainer under iurn sunen, der alz billich sull begern rechen
21 den tod seiner fordern alz ich, wann ich der erst bin an der geburt,
22 darumb sol ich auch der erst sein, der unser veind sol innan bringen,
23 daz mir ir tod laid ist, und daz ich ir noch mit meiner hand alz
24 vil wil erslachen, daz die kriechen meiner mänlichen ritterschafft
25 müssend enpfinden. doch beschaider küng, ich wil iuch bitten,
26 daz ir iu solt setzen in iuren sin, daz ir weislich und witzlich
27 in disen sachen wellend bedenken den anvank, daz mitel und daz end.
28 ez ist nit ain weiser rat, der in seiner sach niur bedenkt den anvang,
29 und nit bedenkt daz end. waz hilfft daz ainem, der leiht an dem
30 anvang wol tut, und daz ez leiht an dem end übel gat, so wär
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1 vil wäger, er hät vor davon gelauzzen. daz ist ain guter anvang,
2 da daz end gut wirt. disiu wort, lieber herr, haun ich darumb gesprochen,
3 daz iur grozziu begird iuch nit verweiz, wann solich krieg
4 und streit vast zweifelich sind, ob ez übel oder wol gang. ir wizzend
5 auch wol, lieber herr, daz diu zwai tail diser wellt
6 sind den kriechen undertenig, und daz si so vil guter mänlicher
7 ritter haund, die ze mal gut sind ze fehten, und daz si ze mal
8 grozz gut haund. ez ist diu maht dez trittails dez ertreichs, daz
9 da haizzt Asia, daz iur ist, nit alz grozz alz ir maht ist, wie daz
10 sei, daz in Asia vil lüt sind, si sind aber ze fehten nit mänlich.
11 ez ist auch on zweifel war, ist daz wir uns unversinneclich
12 wellend wider die, di mähtiger sind dann wir werffen in ainem
13 krieg, daz wir dann kaum mugend zu ainem guten end raichen. unser
14 sach, diu ietz in alz guter ru und gemach ist, warumb beger wir
15 die ze verkeren. sicherlich ez ist Exiona nit mit ainem also
16 grozzen lon zu erlösen, daz durch der willen, daz die götter nit
17 enwellend, leiht der mertail oder wir all mugend werden erslagen.
18 mit verdäkten worten dünkt mich, sei ez nit unzimlich, daz wir
19 Exiona ungelük verdrükend, diu alz vil jar und alz lang zeit ist
20 dar inn gewesen, und die der tod moht in kurtzen tagen ertötten,
21 und daz uns allen wär ain ewigiu ru. lieber vater, ez sol iur
22 gnad nit gelauben, daz ich dise red tu von forht wegen oder von blödikait
23 meins hertzen. ich fürht nit anders dann künftig ungelük,
24 und daz daz zepter iur kron mit ungelük sich nit verker. also
25 swaig der beschaiden und der mänlich ritter Hector.
26 Ditz ist der rat, den der ander sun Paris gab seinem vater
27 (P)aris, der ander sun dez küngs, der het wol vernomen diu wort
28 Hectoris, der stund uf und sprach also: hör, lieber küng und vater,
29 ez bedarff unser kainer nit fürhten, daz wir ainen krieg anhebend
30 wider unser veind. wir sind doch alz stark, alz mähtig, und alz
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1 reich, so habend wir ain alz gut stat, alz ir ainiu in der wellt
2 ist, darumb bedarff niemand gedenken, daz er uns kainen schaden bringen
3 mug. lieber herr, tund frölich, daz ir gesprochen haund, und schikend
4 iur volk, daz si beschedigend die kriechen, die uns unser volk
5 mit grozzem unreht haund erslagen und beraubt. ich bitt auch,
6 lieber herr, daz ir mich haizzent varn ( mit in ), wann ich wol
7 waizz, daz die götter wellent, daz ich den kriechen grozzen schaden
8 und schand tu, und daz ich der höchsten frawen ain wirt gefangen
9 bringen in iur land, mit der ir leiht mugt wider gewinnen iur swester
10 Exionam, und ist daz ir mich fraugt, wie ich daz wizz, dez
11 gib ich iu ain zaichen, daz ich von den göttern haun vernomen.
12 ez sind nit vil tag, daz ich waz von iurm gebot in der innern
13 India, do diu sunn iren lauff het in dem zaichen Cancer. da rait
14 ich an ainem freitag durch iagen uf ainen wald mit vil iegern, und
15 do kom ich frü in den wald, und do die ieger lang in dem wald,
16 mit vil arbaiten suhtend, do fundend wir nihtz, daz uns wär ze
17 iagen. do nu diu sunn kom über mitten tag und sich nachet zu der
18 vesper, da kom von gelük ain hirss für mich in der vinstriu dez
19 walds, den maint ich ze vachen und eilt im nach, aber der hirss von
20 seinem snellen lauf kom mir alz weit vor, daz ich in nu nit
21 mer moht gesähen, wann er kom in diu vinstriu dez walds, der do
22 hiez yla, und hät im allain nach geeilt, wann all mein gesellen
23 het ich verlorn. nu waz ich alz müd worden von der arbait, daz
24 ich liez von dem hirss, wann mein ross waz allez waiz vor swaizz.
25 waz solt ich fürbaz tun, ich stund ab und band daz ross an
26 ainen baumen. darnach legt ich mich uf daz gras, an den schaten under
27 ainen baumen, und tet von mir daz swert und den bogen, und nam
28 den köcher under daz haupt. zu stund kom mir ain süsser slauff,
29 und slieff alz senft, daz mich düht, ich het all mein tag nie vor
30 geslauffen. do kom für mich in dem slauff Mercurius der got
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1 und fürt mit im drei göttin, Venus, Pallam und Junonem und sprach
2 zu mir: ich haun die drei göttin für dich braht, ez ist under in ain
3 krieg erhabt, und den haun si gelauzzen an dein urtail. die drei göttin
4 saussend in ainer wirtschafft, da ward für si geworffen ain apfel,
5 der waz von köstlichen sachen berait, da waz mit kriechischen
6 bustaben an geschriben, daz diu schönst under in solt den apfel
7 haben. nu maint ir yeglichiu, daz sie sei diu schönst, und daz ir der
8 apfel sull werden. daz sind si gangen hinder dich, welchiu du haist
9 die schönsten, diu sol den apfel haben, so gehaizzt dir ir ieglichiu
10 grozz gaub, wann du daz uss gesprihst. ist daz du die göttin
11 Junonem haist die schönsten, so maht si dich den gewaltigesten under
12 allen herrn. ist aber, daz du der göttin Pallas sprihst der schön, so
13 maht si dich ainen maister aller menschlichen kunst. ist aber, daz
14 du Venus der schön sprihst, so wizz, daz du zu deinem lon die aller
15 schönsten und mächtigesten frawen, die zu kriechen in dem land
16 ist, wirst bringen in ditz land. so ich nu dis gelübt und dis gaub
17 von Mercurio vernam, ich anttwurt im also, daz ich darüber kain urtail
18 sprach, ez wär dann, daz sich die göttin all drei bloss vor meinen
19 augen lauzzend sächen, also daz ich si von ainem lid zu dem andern
20 mug merken, so mag ich dann ain reht urtail geben. do sprach
21 der got Mercurius: daz sol sein. also legtend die göttin diu claider
22 von in, und do ich si also bloss vor mir sach, und eben war nam der
23 gestalt irs leibs, do duht mich, daz Venus wär die aller schönst,
24 und ich sprach, daz siu billich wär fraw diss apfels. dez ward Venus
25 ze mal erfräut und sprach haimlich zu mir: Paris, waz dir
26 Mercurius hät verhaizzen von mir, dez solt du sicher sein. also
27 schiedend si von mir. ze stund erwaht ich von dem slauff. lieber
28 herr und vater, gelaubst du, daz der götter gelübt nihtz sei. sicherlich
29 ich waizz, und wen dez nit, ist daz ir mich schikt gen kriechen,
30 daz ich dannan bring ain edel mähtig frawen, nach dem gehaizz
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1 der göttin. darumb lieber vater, ist, daz du mich schikst, so
2 wizz, daz dir dein hertz erfräwt wirt. also tet er seiner red ain
3 end.
4 Deyphebus der dritt sun gab disen rat
5 (D)Arnach stund uf der dritt sun Deyphebus. dem maht man ain
6 still zu seiner red. er sprach also: aller liebster küng, wär daz,
7 daz ainer der ain sach mut hät ze getun, solt für gedenken all künftig
8 schaden, die im davon ze leiden wärend, so wär muglich, daz sich
9 nimmer kain man underwund kainer mänlichen sach. wann wär, daz der
10 buman all zeit bedäht, wie vil im die fogel dez saumen nemend,
11 den er wurft in die erd, er gesauwet leiht nimmer korn. darumb, lieber
12 vater, haizzend die schiff beraiten, mit den ir iur volk schikend
13 gen kriechen, wann mein bruder Paris rat mag niemand widersprechen.
14 ist, daz er wirt nach der götter gehaizz ain edel frawen von kriechen
15 bringen in iur land, so mugt ir leiht mit der selben wider haben
16 iur swester Exoniam, von der wegen ir und all die iurn sind
17 komen in grozz scham und schand, und habend auch die lüt in allen
18 landen von uns ze reden.
19 Helenus der vierd sun gab disen rat
20 (H)Elenus, der vierd sun dez küngs, darnach und Deyphebus ain
21 end tet seiner red, stund uf und sprach also: mächtiger küng und
22 vater, durch die er der götter, so laund die grozze begird, die ir
23 haund wider iur veind iu nit betriegen. ir wizzend wol, daz ich mit
24 der hilff der götter gentzlich gelert bin in der kunst, mit der man
25 künftig sach waizz ze sagen, daz iur weisshait woll waizz, von
26 vil sachen, die ich iu vor gesagt han. ez waizz auch iur gnad wol,
27 daz ich iu nie kain künftig sach gesagt haun, diu nit war sei worden.
28 darumb, lieber herr, tund alz wol, daz Paris nit var gen kriechen,
29 wann wizzend sicherlich, ist daz Paris vert gen kriechen, also daz
30 er in schaden tut, oder daz er ain der edeln und mächtigen frawen
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1 bringt her in iur land, daz dann disiu mähtigiu stat Troy
2 von grund uf erstört wirt von den kriechen, und daz wir all iur sun,
3 die von iu komen sind, und auch der mertail iur bürger werdend geben
4 in den tod. darumb rat ich iu, lieber herr, daz ir iur sin davon
5 ziehend, davon ir grozz laid, schaden und arbait mugend haben,
6 wann daz ist iu allez sicher, ist daz, daz Paris vert gen kriechen.
7 darnach sass er trurig an sein stat.
8 Troilus der sun gab disen rat seinem vater
9 (D)O der weiz und witzig Helenus disiu wort also het getaun, do ward
10 aller der die do stundend mut zweifelich, und wurdend dez ser
11 ersrekt. davon ward von in allen ain still, daz niemand nihtz sprach.
12 zu den selben worten sprach Troylus, der jüngst sun dez küngs,
13 do er sach, daz der küng und all die do stundend also von Helenus
14 red betrübt warend: o, ir edeln und ir mänlichen, warumb sind ir betrübt
15 von der red ains klainen priesters. ez ist ain aygenschaft
16 der priester, daz si in sullend fürhten, und nit sind gefüg zu
17 streiten. von dez wegen begernd si nit dann wol leben, und daz si
18 mit essen und trinken vertreibend ir zeit. ez sol auch kain weiser,
19 witziger man gelauben, daz iemand künftigiu ding mug sagen, wann daz
20 ist niur in dem gewalt der götter. ez sol Helenus, der im also
21 fürht, varn in die tempel der götter, daz er in da dien, und lauzz
22 uns ander, die da vor rehter scham begernt ze rechen die schand,
23 diu iu beschächen ist. o du edler küng und vater, warumb bistu betrübt
24 uf Helenus wort, haizz diu schiff beraiten und allez daz volk
25 daz man darzu bedarff, wann ( wir ) fürbaz solich schand und
26 laster nit leiden sullend, die uns die kriechen getaun hand, on
27 erzaigen unser maht gen in. also swaig der mänlich Troylus. dez
28 wort und manhait lobtend all, die da stundend. do waz ain end der
29 sprauch. darnach gieng der küng mit seinen sunen ze tisch.
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1 (D)O daz mal ain end nam, und der küng mit seinen sunen sazz in
2 dem sal und waz inneclich girig ze vollfüren seinen mut, do hiezz er
3 seinen sun Paridem und Deyphebum für sich komen und hiezz si, daz
4 si ze stund furend in daz land Panonia, und da nement die aller besten
5 und mänlichsten ritter, die si fundend, daz die mit in furend
6 gen kriechen. und dez selben tags ritend si uf die vart. darnach
7 an dem andern tag hiez der küng Priamus alz sein volk von der
8 stat komen zu ainer sprauch. und do si komend, do sprach er zu in
9 also: o ir lieben und ir getriuen bürger, ez ist iu und mir gnug
10 offenbar, wie vil wir schanden, schaden und smähait von den
11 kriechen haund geliten, von der sach wegen auch alliu land haund ze
12 reden, so mag ich auch kain ru haben von dez wegen, daz mein swester
13 Exiona also gehandelt wirt. nu wizzt ir wol, daz ich darumb den
14 weisen man Anthenor sant gen kriechen. der ist komen mit solher
15 anttwurt, alz ir wol wizzt. ez ist aber sicher ain war wort, daz
16 man übel mit übel muss vertreiben, darumb haun ich gedaht, meinen sun
17 Paridem schiken mit grozzem volk gen kriechen in daz land, daz er
18 in da nach seiner vermugend grozzen schaden tu, und ob er mug, daz
19 er ain edel mähtig frawen bring in ditz land, ob wir mit der selben
20 lösen möhtend mein swester Exionam. daz wil ich doch nit tun,
21 dann mit iur aller rat, wie daz ist, daz die sach inneclich mich antreff,
22 so trifft ez iuch all gemainlich an. waz dann die gemaind an trifft,
23 daz sol auch mit der gemaind rat volbraht werden. also tet
24 der küng seiner red ain end. do swigend all, die da stundend.